Aktion an Berufsschule in Düsseldorf Mit der "Good Cup" im Kampf gegen die Becher-Epidemie

Düsseldorf · Ob Klassenräume, Pausenhalle oder Hof - überall am Max-Weber-Berufskolleg in Bilk war der Müll voll von Einwegkaffeebechern. Für die Schule ein Grund zu handeln: Seit einigen Wochen gibt es nur noch Mehrwegbecher in der Cafeteria. Das spart nicht nur Müll, sondern bringt der Schule auch Geld.

 Viet Anh Pham (l.) und Yüsra Oturmak nutzen den Mehrwegbecher am Schulbüdchen des Max-Weber-Berufskollegs.

Viet Anh Pham (l.) und Yüsra Oturmak nutzen den Mehrwegbecher am Schulbüdchen des Max-Weber-Berufskollegs.

Foto: Andreas Endermann

Als Büdchenbetreiberin Jutta Lux den ersten "Good Cup" (deutsch: gute Tasse) genannten Mehrwegbecher in der Hand hielt, war sie noch skeptisch. "Das Ding sah aus wie ein Blumentopf", beschreibt sie den khakifarbenen Prototypen. Doch mittlerweile ist sie von dem Projekt überzeugt. Wegen der Nachhaltigkeit, aber nicht zuletzt auch, weil die neuen Modelle in den Farben Pink, Grün und Blau erheblich besser aussehen.

Mit dem Projekt beteiligt sich das Max-Weber-Berufskolleg am 50:50-Projekt der Stadt. Dort werden Schulen für Umweltschutz finanziell belohnt. Für jeden Euro, die eine Schule mit ihrer Initiative spart, gibt die Stadt der Schule 50 Cent zur freien Verfügung. Zusammen mit Schülern der Höheren Handelsschule tüftelten Lehrer Jens Wessel und seine Kollegen an einer Idee, wie das Müllaufkommen kleiner werden kann. Nachdem der Einwegbecher als großer Müllverursacher ausfindig gemacht wurde, wendete sich die Schule an das Start-up "CupforCup", um sich dort mit bunten Mehrweg-Alternativen auszurüsten. Mit Erfolg: "Seit der Einführung konnten wir den Becher-Müll um 50 Prozent reduzieren", sagt Wessel. Bei den Schülern kommen die neuen Behälter gut an, nicht nur aufgrund der Farben. "Ich finde die Good Cups sehr gut, da nicht mehr so viel Materialien verschwendet werden", sagt Yüsra Oturmak. Doch ganz ohne Müll funktioniert auch das neue System nicht. Zwar sind die Becher wiederverwertbar, das Mundstück ist jedoch aus hygienischen Gründen nach wie vor aus Plastik und wird nach einmaliger Nutzung weggeworfen. Zudem müssen sich einige Schüler noch an die Umstellung von den kostenlosen Einwegbehältnissen auf das Pfandsystem gewöhnen. Mit einem Euro schlägt der Mehrwegbecher zu Buche, was im schmalen Schülerbudget relativ viel ist. "Zwei Becher wurden mir geklaut", erzählt Viet Anh Pham. Doch am fehlenden Budget soll das Käffchen in der Pause nicht scheitern. Wer zu wenig Geld hat, bekommt ausnahmsweise einen Einwegbecher gratis. "Die Cafeteria-Damen sind ja sehr lieb", sagt Oturmak.

Seit 30 Jahren versorgt das Team um Betreiberin Jutta Lux die Schüler mit Brötchen und Kaffee; und wenn die Zeit es hergibt, auch mit ein paar warmen Worten. "Einige kennt man irgendwann", sagt Jutta Lux. Da werden dann auch mal kleine Alltagsproblemchen wie anstehende Klausuren besprochen. Doch meist bleibt für große Pläuschchen gar keine Zeit. In den 15-Minuten-Pausen müssen die Damen der Cafeteria bei rund 2500 Kollegschülern im Akkord arbeiten, damit jeder mit dem nötigen Proviant zurück in die Klasse kommt. Das klappt nicht immer, so dass viele auf umliegende Bäckereien und Cafés ausweichen. Nicht nur wegen der Warteschlangen. "Die Preise hier sind relativ hoch", findet Vanessa Striebe, die sich ihr Mittagessen abseits des Schulhofes besorgt. Dort wird allerdings der Kaffee weiterhin in Einwegbechern ausgeschenkt. Ganz ohne Müll geht es dann doch nicht.

(RP)
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