Karneval 2018 in Düsseldorf Air Berliner ein letztes Mal im Team - als Fußgruppe an Rosenmontag

Düsseldorf · Ex-Mitarbeiter der insolventen Fluggesellschaft zogen mit letzten Schokoherzen im Zoch mit. Vom Publikum wurden sie bejubelt - sie selbst bedankten sich bei treuen Kunden.

Ex-Stewardess Jana Rickert war zehn Jahre bei Air Berlin

Ex-Stewardess Jana Rickert war zehn Jahre bei Air Berlin

Foto: Anne Orthen

Die Bilder vom letzten Flug der Air Berlin haben die Menschen noch im Kopf. Von dem Piloten, der im Oktober knapp über den Köpfen der Menschen eine Ehrenrunde drehte, dafür extern gescholten und intern bejubelt wurde. Eigentlich ist sie Geschichte, die Air Berlin, und damit die Düsseldorfer LTU. Aber am Rosenmontag zeigten sich die Ex-Airliner noch einmal gemeinsam.

Ein Paar Dutzend von ihnen hatten ihre Uniformen aus dem Schrank geholt, liefen hinter dem Mottowagen, der sich mit dem Aus des Unternehmens befasste, und hatten die berühmten Schokoherzen im Gepäck.

 "Danke, dass sie unsere Gäste waren", der Abschied der Air Berliner.

"Danke, dass sie unsere Gäste waren", der Abschied der Air Berliner.

Foto: Bretz Andreas

Viele der früheren Air Berliner sind beruflich noch auf der Suche, Unsicherheit ist im Spiel. Manche haben schon ohne die rot-weiße Airline wieder Fuß gefasst. Jana Rickert etwa: Die 34-Jährige flog zehn Jahre lang, schwärmt zwar noch von Warmwasserzielen in der Südsee. Aber sie ist angekommen, fünf Monate nach dem letzten Flug. Die Ex-Stewardess arbeitet jetzt als Therapeutin für Kinder mit Voltigier-Pferden. Ilona Hauf (58), 31 Jahre Stewardess, ist nun Immobilienmaklerin.

Als die Airline noch flog, waren Beschwerden das Lieblingsthema der Passagiere. Das scheint vergessen. Im Zoch werden die Airliner bejubelt, als sei nichts geschehen. Dem Schild "Danke, dass Sie unsere Gäste waren", jubeln die Passanten zu: "Air Berlin Helau", "Danke für alles". Und als am Rathaus der Mottowagen von Jacques Tilly stoppt, weil der WDR dort ein Interview einschiebt und damit den ganzen Zoch anhält, kommt Oberbürgermeister Thomas Geisel dazu und sagt, dass seine Kinder immer darauf bestanden hätten, Air Berlin zu buchen. Wegen der Schokoherzen, vermutet er.

"Air-Berlin-Belegschaft entsorgt durch die Lufthansa." Der Mottowagen von Jacques Tilly zur Pleite der größten Airline Düsseldorfs.

"Air-Berlin-Belegschaft entsorgt durch die Lufthansa." Der Mottowagen von Jacques Tilly zur Pleite der größten Airline Düsseldorfs.

Foto: Andreas Bretz (2)

Die meisten der Ex-Mitarbeiter sind solche, die bereits zu LTU-Zeiten bei der Airline arbeiteten. Ausstaffiert sind sie mit allem, was man kennt von Flügen nach Mallorca oder Übersee, Trolley, rote Schals, gleichfarbige Mützen. "Tragt ihr eure Sachen auf, oder seid ihr echt von Air Berlin" ruft ein Jeck vom Nebenwagen. Dann ertönt der Schlager "Scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr" von Peter Wackel. Irgendwie bitter für die Erfinder des Mallorca-Shuttles.

Manchmal auch rufen die Menschen: "Macht es gut". Das ist genauso gemeint. Und doch schmerzt es die stolzen Airliner. "Mitleid, das brauchen wir nun wirklich nicht", sagt Jana Rickert. Doch die vielen positiven Zurufe, ja sogar Air-Berlin-Gesänge, rühren sie. Vielleicht ist es das letzte Mal, dass sich die alten Kollegen so wiedersehen, in dieser Konstellation, mit Trolley, Tomatensaft und Altbier. Adieu Air Berlin.

(tb)
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