Analyse Airberlins Luftnummer

Düsseldorf · Mit einer PR-Aktion drückte Airberlin-Chef Stefan Pichler sein Bekenntnis zu Düsseldorf vor OB Thomas Geisel und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft aus. Hinter den Kulissen tobt ein Streit zwischen Airline und Flughafen um Gebühren.

 Um die "Zukunft des Airberlin-Standortes Düsseldorf" sollte es gestern mit dem Airberlin-Chef und der Ministerpräsidentin gehen. Statt Nachrichten zu verkünden, wurde dieser einmalig zu Werbezwecken umlackierte Flieger enthüllt.

Um die "Zukunft des Airberlin-Standortes Düsseldorf" sollte es gestern mit dem Airberlin-Chef und der Ministerpräsidentin gehen. Statt Nachrichten zu verkünden, wurde dieser einmalig zu Werbezwecken umlackierte Flieger enthüllt.

Foto: dpa

Mit großem Aufwand hat Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Airberlin gestern Dutzende regionale und überregionale Medien zum Flughafen Düsseldorf gelockt. Stefan Pichler, seit einem Jahr oberster Chef von Airberlin und große Hoffnung des angeschlagenen Billigfliegers, werde höchstselbst zur Zukunft des Standortes sprechen.

Die Gastredner waren nicht minder hochkarätig: Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel. Letzterer schob den Termin zwischen eine Pressekonferenz (PK) zum Haushalt und die wichtigste Ratssitzung des Jahres. Es muss um etwas Dickes gehen, sollte man meinen, der Inhalt der PK war ein gut gehütetes Geheimnis. Geht es etwa um Jobabbau, Kapazitätserweiterung, neue Fernstrecken, eine Verlagerung?

Airberlin-Chef Pichler lobte in seiner mit Spannung erwarteten Rede zunächst den Standort Düsseldorf. Von Dankbarkeit war die Rede. Und davon, dass Airberlin an Düsseldorf festhalten und die Destination sogar ausbauen wolle. Im Publikum war niemand, der das je bezweifelt hätte. Dann sprach die Landesmutter, lobte Airberlin in den gleichen hohen Tönen, in denen Pichler zuvor Düsseldorf gelobt hatte. Betonte, dass es bei der Restrukturierung der Airline "um die Menschen geht", und sagte abschließend, dass Airberlin ein wichtiger Arbeitgeber in der Region sei.

In leicht abgewandelten Worten sagte das auch OB Geisel. Wann kommt der Knaller?, fragte sich die Presse. Mit großem Tamtam zogen dann zwanzig Techniker einen Aufkleber vom Bug eines Airbusses. Darunter wurde der Reklameschriftzug "AirDüsseldorf" sichtbar. Eine einmalige Sache, keine Umbenennung. Keine neuen Jobs, keine Stellenstreichung, kein Kauf durch Etihad. Das war's: ein Werbegag. Weder Pichler, noch Geisel oder Kraft ließen sich dazu verleiten, Fakten, Zahlen oder Ziele über Airberlins Zukunft preiszugeben.

Als erstes reagierte die Deutsche Presse Agentur mit der konsequenten Meldung: "Zum Thema ,Pressekonferenz Airberlin zur Zukunft des Standortes Düsseldorf' entfällt die angekündigte Meldung mangels Nachrichtenwerts."

Doch hinter den Kulissen gibt es einen handfesten Streit zwischen Airberlin und der Geschäftsführung des Flughafens. Airberlin steckt in einer bedrohlichen Krise. Seit Jahren hat die Gesellschaft keinen Gewinn gemacht. Der Wettbewerb im Billigsegment wird immer härter. Nach Informationen der Rheinischen Post missfällt dem Management von Airberlin, dass die an den Flughafen zu entrichtenden Gebühren gestiegen sind. Außerdem erwartet die Airline dem Vernehmen nach ein finanzielles Entgegenkommen bei neuen Verbindungen ab Düsseldorf. Im Vorstand soll es große Unzufriedenheit über die Flughafenspitze mit den Geschäftsführern Ludger Dohm und Thomas Schnalke geben. Airberlin-Chef Pichler soll auch versuchen, über die rot-grüne Landesregierung Druck auf den Flughafen auszuüben, wie aus dem Umfeld der Staatskanzlei von Nordrhein-Westfalen zu hören ist. Der Airport gehört zu 50 Prozent der Stadt Düsseldorf, die ebenfalls SPD-regiert ist.

Beim Flughafen bestätigt man zumindest laufende Verhandlungen. "Aktuell befinden wir uns in Gesprächen über die Weiterführung und den Ausbau des Streckennetzes ab Düsseldorf", sagt Flughafensprecher Thomas Kötter. "Basis der Gespräche ist das in der Entgeltordnung hinterlegte und öffentlich einsehbare Förderprogramm, das vor allem den Aufbau und die Fortführung von Langstreckenverbindungen honoriert", so der Sprecher weiter.

Andere Flughäfen kommen ihren Airlines deutlich entgegen. Oft gibt es regelrechte Subventionen. Gerade erst hat der Flughafen Köln-Bonn es geschafft, mit einem finanziellen Entgegenkommen die neue Lufthansa-Billiglinie Eurowings nach Köln zu holen, so wurde ein Zuschlag für Düsseldorf verhindert. So etwas wünschen sich Pichler und sein Management offenbar auch für Düsseldorf.

Beim Punkt Subventionen stellt man sich in Düsseldorf stur. Der Airport ist anders als die vielen Regionalflughäfen zumindest teilweise in privater Hand und muss Gewinne erwirtschaften. Dies schafft er auch seit vielen Jahren mit Erfolg. Andere Flughäfen schütten nicht an ihre Eigner aus, sondern müssen im Gegenzug von ihren Trägerkommunen mit teilweise beträchtlichen Summen gestützt werden - auf Kosten des Steuerzahlers. Im Zusammenhang damit ist es auch zu einer regen Diskussion gekommen, ob kleinere Regionalflughäfen überhaupt sinnvoll sind.

(tb.)
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