"Race am Rhein" Ärger um Radsporttag in Düsseldorf nimmt zu

Düsseldorf · Vor dem Radsporttag in Düsseldorf wächst in der Stadt der Unmut. Immer mehr Einzelhändler, Gastronomen und Anwohner der gesperrten Strecken kritisieren die Informationspolitik der Veranstalter. Im Stadtrat gab es eine heftige Debatte dazu.

 Das Restaurant "Grafengrün" (hier: Betriebsleiter Nils Wiggermann, links, und Küchenchef Matthias Höppner) kann wegen des Radsporttags am Sonntag nicht öffnen.

Das Restaurant "Grafengrün" (hier: Betriebsleiter Nils Wiggermann, links, und Küchenchef Matthias Höppner) kann wegen des Radsporttags am Sonntag nicht öffnen.

Foto: Andreas Bretz

Bürger, die Verwandte nicht im Krankenhaus besuchen oder zum Hauptbahnhof fahren können, Gastronomen, die ihr Restaurant nicht öffnen können, Geschäftsinhaber, die fürchten, dass viel weniger Kunden zu ihnen gelangen, Autohalter, die nicht wissen, wo sie ihren Wagen hinstellen sollen — die Liste der Kritiker der Radsporttag-Organisatoren wächst stetig. Im Zentrum stehen dabei die Sperrungen für die Rennen am Sonntag einschließlich der Parkplätze am Rand sowie die Informationspolitik der Veranstalter.

Die Anwohner der Strecke hatten erst Donnerstag ein Schreiben im Briefkasten, in dem Gründe und Umfang der Sperrungen stehen - obwohl diese zum Teil schon heute beginnen. Der Hinweis auf die Bürgerinfo-Nummer 115 stellt die Betroffenen auch nicht zufrieden. Dort habe man sie auf das Internet verwiesen und keine konkreten Fragen beantworten können, berichten mehrere Leser. Eine Anfrage per E-Mail ans Projektbüro Grand Départ sei nicht beantwortet worden.

Unter den Händlern ist die Sorge vor allem an der Nord- und der Hohe Straße groß. Beide haben für Sonntag ein Fest mit geöffneten Geschäften geplant, beide Händlergemeinschaften fürchten, dass viele Gäste ausbleiben, weil sie verunsichert sind, ob sie ihr Ziel erreichen. "Wir sind im April über das Jedermann-Rennen informiert worden, haben aber erst vor kurzem erfahren, dass auch die Kö für Rennen gesperrt ist", berichtet Ruth Benninghoven, Koordinatorin des Hohe-Straßen-Fests. Das Restaurant "Grafengrün" und der benachbarte Golfclub in Grafenberg werden am Sonntag nicht öffnen. "Schon unsere Mitarbeiter haben keine Chance, das Restaurant zu erreichen. Dieses Ausmaß der Sperrungen war für uns nicht abzusehen", sagt "Grafengrün"-Chefin Klaudia Wiggermann-Frank.

Im Stadtrat führte der Ärger um die Sperrungen zu einer scharfen Debatte. "Für ein so dilettantisch organisiertes Großevent wie das Race am Rhein gibt es kein weiteres Beispiel", sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Rüdiger Gutt. Er prophezeite, dass am Sonntag tausende Anwohner verärgert vor Absperrungen stehen würden, und warf Oberbürgermeister Thomas Geisel vor, nicht rechtzeitig eingegriffen zu haben. FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann - ebenfalls Gegnerin des Tourstarts 2017 - nannte die Vorbereitung des Rennens "armselig und peinlich". Sie warf Geisel sogar indirekt vor, seine Leidenschaft für Radsport über das Interesse der Bürger zu stellen - der Oberbürgermeister fährt bei dem Race am Rhein selbst mit.

Geisel antwortete auf die Nachfragen der CDU zunächst mit dem Hinweis, für die Information der Anlieger sei nicht die Verwaltung zuständig gewesen, sondern der Veranstalter, ein Radsportverein aus Kaarst. Die Verwaltung habe aber unterstützt und bereits seit April durch Anschreiben, Anzeigen und Plakate die Anlieger informiert. Später räumten Geisel und Sportdezernent Burkhard Hintzsche aber Mängel ein. "Wir wollen durch die Generalprobe am Sonntag auch lernen, was wir bei der Tour de France besser machen müssen", sagte Geisel. Man werde nach dem Rennen eine umfangreiche "Manöverkritik" machen. Hintzsche sprach von "Optimierungsbedarf".

(RP)
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