Düsseldorf 41 Jahre im Einsatz für eine Bibliothek

Düsseldorf · Hannelore Rindsfüser ist 84 Jahre alt und leitet die Bücherei der Markuskirche. Es ist die letzte Einrichtung dieser Art in einer evangelischen Gemeinde in Düsseldorf.

 Hannelore Rindsfüser sitzt an ihrem vertrauten Platz in der Gemeindebücherei. Ausgeliehen werden die Medien hier noch mit handschriftlichen Zetteln.

Hannelore Rindsfüser sitzt an ihrem vertrauten Platz in der Gemeindebücherei. Ausgeliehen werden die Medien hier noch mit handschriftlichen Zetteln.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Bücherei der Markuskirche ist die letzte evangelische Gemeindebibliothek in Düsseldorf. "Früher gab es davon viele in Düsseldorf, aber die wurden nach und nach geschlossen", sagt Hannelore Rindsfüser. Die 84-Jährige leitet seit 41 Jahren die Einrichtung und trotzt dem Trend. Sie möchte weiterhin die Lust am Lesen vermitteln, zumal sie selber gerne liest. "Ich bin da nicht auf ein Gebiet festgelegt. Zu meinen Lieblingsautoren zählen Ulla Hahn, Martin Suter und Uwe Timm."

Hannelore Rindsfüser hat sich mit ihrem Mann schon immer in der Gemeinde engagiert. Er war beispielsweise Presbyter, und sie hat viele Jahre Jugend- und Kindergruppen geleitet. "Ich konnte leider selber keine Kinder bekommen und da war mir das eine liebe Aufgabe." Als die Leiterin der Gemeindebücherei wegzog, übernahm sie das verwaiste Amt. "Dieses ist inzwischen ein fester Bestandteil meines Lebens geworden, und die Aufgabe macht mir immer noch Spaß." Froh ist sie, dass sie dabei immer Helfer an ihrer Seite hatte. "Zurzeit sind wir acht Frauen, die in der Bücherei mitarbeiten." Schade findet die Vennhauserin aber, dass ihrer Beobachtung nach besonders bei Jugendlichen das Interesse am Lesen nachgelassen hat. Mit verschiedenen Angeboten versuchen sie und ihr Team deshalb, neue Leser zu gewinnen. Sie laden beispielsweise Schulklassen oder Kindergartengruppen in die Bücherei ein, führen Buchausstellungen durch, bei denen es selbst gebackenen Kuchen gibt, leihen Bücher an eine Grundschulklasse aus und lesen den Kindern vor. Zudem bringen sie auch Bücher bei Bedarf zu Lesern nach Hause. "Die Kinder sind bei ihren Besuchen bei uns sehr begeistert, aber leider kommen nur selten die Eltern mit ihnen wieder. Dabei ist die Ausleihe sogar kostenlos."

Dreimal in der Woche ist die Einrichtung mit ihren rund 2000 Medien geöffnet. "Natürlich können wir nicht alle neuen Bücher anschaffen, unser Angebot ist begrenzt, aber wir lassen uns beraten, damit wir die richtigen Bücher nachbestellen", sagt Rindsfüser. Dafür nimmt sie unter anderem die Dienste der Büchereifachstelle der Evangelischen Kirche in Anspruch, bei der sie auch die Ausbildung zur Büchereiassistentin gemacht hat. Für ihr Engagement wurde sie 2011 mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Ihr Wunsch ist, dass wieder mehr Leser den Weg in die Bücherei finden. "Leider glauben viele Menschen, dass es sich bei uns um eine verstaubte Einrichtung handelt, in der nur christliche Literatur angeboten wird." Dem sei nicht so: "Auch wenn wir nicht mit Computern arbeiten, haben wir doch ein modernes Angebot." Willkommen sei jeder, auch wenn er nicht Gemeindeglied ist.

(RP)
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