Serie Ferienreport 350 Kinder bauen Dschungel-Großstadt

Düsseldorf-Wersten · Im Düsseldörfchen geht es zu wie in einer richtigen Großstadt - mit Werkstätten, einer eigenen Währung und Wahlbetrug.

 Lukas, Robin und Daniel (von links) sägen fleißig, damit der Abenteuerspielplatz "Dschungelkiez" im Düsseldörfchen bald endlich fertig wird.

Lukas, Robin und Daniel (von links) sägen fleißig, damit der Abenteuerspielplatz "Dschungelkiez" im Düsseldörfchen bald endlich fertig wird.

Foto: Young David

Morgens halb zehn im Düsseldörfchen: Vor dem Meldeamt bildet sich eine kleine Schlange, im Rathaus bespricht sich der Bürgermeister mit seinem Finanzminister und in der Anstreicherei werden schon die ersten Aufträge bearbeitet. Vom Marktplatz her hört man erstes Hämmern und Sägen. Lukas, Robin und Daniel helfen fleißig beim Bau des sogenannten Dschungelkiez, der als Treffpunkt und Abenteuerspielplatz für alle gedacht sein soll. Die Dschungel-Großstadt im Südpark erwacht langsam zum Leben.

Bürgermeister Kai verdankt seinen Wahlsieg in der vergangenen Woche wohl seinem Wahlversprechen, eine "Chill-Lounge" zu bauen und das Stadttor zu verschönern. Außerdem hat er veranlasst, dass es keine Steuern mehr gibt. "Ich hab trotzdem nicht wirklich mit meinem Wahlsieg gerechnet", so Kai. Eigentlich war zunächst ein anderer Bürgermeister gewählt worden. Da es aber Unregelmäßigkeiten bei den Stimmen gab, wurde die Wahl wiederholt. "Die andere Partei hat wahrscheinlich Geld für Stimmen fließen lassen", meint der Bürgermeister. Bis Donnerstag ist er noch im Amt, danach möchte er im Filmstudio arbeiten.

Seit 1989 gibt es das Ferienangebot des Vereins Akki nun schon. Jeden Sommer bauen die teilnehmenden Kindern ihre eigene Stadt. Das Motto wechselt jährlich. Dieses Mal haben sich die Veranstalter für das Thema Großstadt-Dschungel entschieden. "Die Häuser sind deshalb alle mit Bambus verziert, der hier im Südpark abgeschnitten wurde", sagt Projektleiterin Sonja Hirschberg. Vorgaben, wie die Stadt auszusehen hat, gibt es keine. Die Fantasie der Kinder findet ihre Grenzen lediglich in den Vorgaben der Baugesellschaften "Hoch & Tief" und "Kreuz & Quer". Die Baumaßnahmen müssen zuvor auch von der Stadtversammlung genehmigt werden.

Während Kai durchs Düsseldörfchen läuft und Werbung für die anstehende Wahl macht, streicht Julika ein paar Wände weiß an. Die 10-Jährige ist zum ersten Mal bei der Ferienaktion dabei. Ihre Arbeit macht ihr großen Spaß, da sie gerne malt. "Wir haben hier schon den Lieferwagen für die Bäckerei angemalt. Diese Woche steht noch ein Auftrag von der Autowerkstatt an", erzählt sie.

Ein paar Meter weiter kümmert Gerlinde sich um die fünf Hühner, die seit Freitag in dem von der Schreinerei gebauten Freilauf wohnen. Auf dem Hühnerstall führen die Kinder Strichliste, wie viele Eier schon gelegt worden sind. Bisher sind es elf Stück. "Die Hühner sind nicht nur fleißig, sondern auch sehr lieb. Man kann sie auf den Arm nehmen und streicheln", sagt Gerlinde. Die 14-Jährige ist schon zum vierten Mal beim Düsseldörfchen dabei. Im nächsten Jahr darf sie nicht mehr mitmachen, da sie dann zu alt für das Angebot ist.

Auch Anna Schubert kennt das Problem, dass man irgendwann zu alt für die Kinderstadt ist. 2008 war sie das letzte Mal beim Düsseldörfchen dabei. Diesen Sommer ist sie als Betreuerin zurückgekehrt. "Das ist richtig schön, wieder mit von der Partie zu sein. Ich habe auch schon viele bekannte Gesichter von damals getroffen", meint Anna, die in der Autowerkstatt bei der Arbeit hilft. Für die 21-Jährige waren die drei Wochen in der Kinderstadt immer das Highlight in den Sommerferien. "Ich erinnere mich noch gerne daran, wie wir damals auf einer Seifen-Rutschbahn den Hügel heruntergerutscht sind."

(RP)
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