Düsseldorf 31 Fälle von Halskettenraub und keine Spur

Düsseldorf · Die Staatsanwaltschaft verspricht jetzt 1500 Euro Belohnung für Hinweise auf den oder die Täter. Ihre Opfer sind Seniorinnen. Die Ermittlungskommission steht nach zwei Monaten Arbeit immer noch mit leeren Händen da.

 Nach einer Serie von Raubüberfällen auf Seniorinnen im Düsseldorfer Norden hatte die Polizei Phantombilder der Räuber veröffentlicht.

Nach einer Serie von Raubüberfällen auf Seniorinnen im Düsseldorfer Norden hatte die Polizei Phantombilder der Räuber veröffentlicht.

Foto: Polizei

Dirk Sybertz ist frustriert: "Wir haben nichts - außer mehr Taten." Ende Mai hat die Polizei die "EK Band" eingerichtet, um gegen die sich häufenden Überfälle auf Seniorinnen vorzugehen. 17 Mal hatten Halskettenräuber bis dahin vor allem im Norden zugeschlagen, und kaum hatte die Kommission um Dirk Sybertz ihre Arbeit aufgenommen, war die Serie abrupt abgerissen. Doch inzwischen haben sich die Täter wieder aus der Deckung gewagt. Die Zahl der Fälle hat sich fast verdoppelt, und am Wochenende wurde erstmals auch in Garath eine Seniorin Opfer eines Halskettenräubers.

 Auch dieser Mann ist Tatverdächtiger.

Auch dieser Mann ist Tatverdächtiger.

Foto: Polizei

"Wir gehen nicht von einer organisierten Logistik aus", sagt Sybertz. Naheliegender sei, dass sich in der kriminellen Szene herumgesprochen habe, dass die goldenen Ketten der alten Damen leichte Beute seien. Die Masche, die auch in anderen Städten derzeit um sich greift, sei eher "ein schlechter allgemeiner Trend", einer, den Skrupellosigkeit und hohe kriminelle Energie kennzeichnen, "Wer eine 90-Jährige auf die Straße zwischen Autos schubst. der hat vor nichts Achtung", sagt Sybertz und bezieht sich auf einen echten Fall. Von aus den Ohrläppchen herausgerissenen Ringen und Drosselungen, die beim Zerren an stabilen Ketten entstehen, gar nicht erst zu reden.

 Dirk Sybertz und der "EK Band" fehlt bei der Suche nach den Räubern auch ein kleines Quäntchen Glück.

Dirk Sybertz und der "EK Band" fehlt bei der Suche nach den Räubern auch ein kleines Quäntchen Glück.

Foto: Andreas Bretz

Die Ermittler haben eine Menge versucht. Starke uniformierte Präsenz gezeigt ebenso wie Beamte in Zivil dahin geschickt, wo die Räuber ihre Opfer ausbaldowern: Vom Supermarkt oder der Bank aus folgen sie den Frauen, bis die allein vor ihren Haustüren stehen. Die Beschreibungen der Täter sind meist vage, die Opfer stehen unter Schock, haben meist nicht viel gesehen. Und viele, sagt Sybertz, melden sich erst so spät, dass auch die sorgfältigste Tatortarbeit der Ermittler nichts mehr bringt. "Wenn Ihnen etwas passiert: Rufen Sie sofort die 110 an", appelliert er an die Seniorinnen, die sich nicht selten durch falsche Scham davon abhalten ließen.

Und auch Händler, die gebrauchten Schmuck kaufen, warnt Sybertz vor der Beute: "Ein zerrissenes Halskettchen hat meistens eine schlimme Geschichte." Wer so etwas zum Spottpreis kaufe, mache sich strafbar und mitschuldig an den körperlichen und seelischen Verletzungen der alten Damen. Trotzdem finden sich immer wieder Hehler, die den Tätern ihre Beute abkaufen. Viel Geld sei damit in der Regel nicht zu machen, nicht selten war es bloß Modeschmuck, für den die Räuber die Gesundheit ihrer Opfer riskierten. Deshalb hofft Sybertz jetzt auch, einen neuen Anreiz fürs Umfeld der Kriminellen zu haben: "Wer uns hilft, einen Räuber zu fassen oder auch mögliche Hintermänner zu identifizieren und festzunehmen, kann mit einer Belohnung rechnen." 1500 Euro hat die Staatsanwaltschaft ausgelobt, viel höher sind die behördlichen Belohnungen nicht mal in Mordfällen, ein Beweis dafür, "wie ernst wir die Sache nehmen", sagt Sybertz.

Viel mehr Belege dafür kann er nicht nennen, nicht nur, weil es kein Ergebnis gibt, sondern weil er und seine Kollegen den Tätern möglichst wenig über ihre Arbeit verraten wollen. "Es ist nicht so, dass wir tatenlos zuschauen", versichert er. Einstweilen rät er Seniorinnen weiter zur Vorsicht: Wertsachen, wenn überhaupt, dann in Innentaschen mitnehmen, möglichst nicht alleineinzukaufen oder spazieren zu gehen und Geld möglichst nicht am Automaten, sondern in einem separaten Raum der Bank abheben.

(RP)
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