Einkommen 25.000 Düsseldorfer haben einen Nebenjob

Düsseldorf · Während die Zahl der geringfügig Beschäftigten weiter sinkt, wächst die Anzahl der Menschen, die trotz fester Anstellung etwas dazu verdienen. Ihnen geht es nicht um Urlaub oder Luxus, sondern ihr Verdienst reicht nicht.

Immer mehr Düsseldorfer bessern inzwischen ihr Einkommen durch einen Zweitjob auf. Im Zeitraum 1. Januar bis 31. Dezember stieg die Zahl der so genannten Minijobber, die diese Tätigkeit neben einer anderen Festanstellung betreiben, von 24.563 auf 25.054, was einem deutlichen Plus von etwa zwei Prozent entspricht. Mit 56 Prozent sind etwas mehr als die Hälfte dieser Beschäftigtengruppe Frauen. Mit großem Abstand sind fast 44 Prozent der Minijobber der Bevölkerungsgruppe der 25 bis 55-Jährigen zuzurechnen.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund in Düsseldorf sieht diese Entwicklung mit großer Sorge. ,"Vor einigen Jahren ging es vielleicht darum, sich den Zweitwagen oder den zweiten Urlaub leisten zu können. Heute reicht oft das Einkommen im ersten Job nicht aus, um über die Runden zu kommen. Diese Zunahme ist keine positive Entwicklung'', sagt Düsseldorfs DGB-Vorsitzende Sigrid Wolf.

Reinigungsbranche an erster Stelle

Die meisten Dazuverdiener finden sich in Düsseldorf in der Reinigungsbranche. Mehr als 14.300 Reinigungskräfte sind den Minijobs zuzurechnen. Etwa 8800 Menschen arbeiten als geringfügig Beschäftigte in Büros oder Sekretariaten. Platz drei belegen Teilzeit-Verkäufer (8200 Stellen). 7800 Minijobber gibt es in der Düsseldorfer Gastronomie beziehungsweise in anderen touristischen Unternehmen. 5100 dieser Kleinst-Jobs sind im Bereich Verkehr und Logistik.

Während die Zahl der Minijobber, die sich mit dieser Tätigkeit neben ihrem Beruf etwas hinzuverdienen oder hinzuverdienen müssen, steigt, sinkt deren Gesamtzahl beständig. Im Dezember waren insgesamt 73.200 Düsseldorfer Minijobber, 1700 oder 2,3 Prozent weniger als zwölf Monate zuvor.

Ebenfalls mit Sorge sieht der DGB, dass nur 17,9 Prozent der Düsseldorfer Minijobber in Betrieben und 14,2 Prozent in Privathaushalten rentenversichert sind. Viele Beschäftigte lassen sich von der Versicherungspflicht wegen der geringen Rentenanwartschaften befreien. Dadurch verzichten sie auf Leistungen der Rentenversicherung. Wer zum Beispiel vorher einen versicherungspflichtigen Vollzeitjob hatte, der hat weiter einen Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente. Ehepartner erhalten eine Witwenrente. Medizinische und berufliche Rehabilitationsleistungen sind auch mitversichert. Darauf weist der DGB hin.

Frage der Sozialversicherungsabgaben

Da Minijobs problembehaftet seien und den Menschen keine richtige soziale Absicherung böten, will der DGB Minijobs umwandeln. "Der DGB hat ein Konzept entwickelt, wie Minijobs sozialverträglich in reguläre Beschäftigung umgewandelt werden können. Ab dem ersten bis zu 800 Euro soll es nach Wunsch der Gewerkschaften eine Gleitzone geben, bei der der Arbeitgeber insbesondere im unteren Einkommensbereich den Großteil der Sozialabgaben allein trägt. Dafür wird sich der DGB bei der Politik einsetzen. "Wenn es hier keine Bewegung gibt, dann machen wir das zum Thema im Bundestagswahlkampf 2017'', sagt Wolf.

Bei Minijobs in Privathaushalten zahlt der Arbeitgeber heute pauschal zehn Prozent Sozialversicherungsabgaben (je fünf Prozent an Kranken- und Rentenversicherung) sowie bei Verzicht auf die Vorlage einer Lohnsteuerkarte pauschal zwei Prozent Steuern, zusammen also zwölf Prozent zuzüglich der Beiträge zur gesetzlichen Unfallversicherung in Höhe von 1,6 Prozent.

Diese Zahlungen werden über ein vereinfachtes Haushaltsscheckverfahren und die Erteilung einer Einzugsermächtigung an die Minijob-Zentrale als Einzugsstelle geleistet und von dieser weiterverteilt. Der private Arbeitgeber muss nur das Scheckformular ausfüllen und unterschreiben sowie Änderungen des Arbeitsentgeltes und die Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses melden.

(tb.)
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