Verzweifelte Suche nach Hunden und Katzen 1300 Haustiere sind verschwunden

Düsseldorf · Dank Registrierungs-Chips können viele Ausreißer wieder zurückvermittelt werden, manche, wie Schäferhundmischling Basti, bleiben jedoch verschwunden. Das Tierheim verzichtet auf einen Zusatz-Service.

 Hunde verstehen weit mehr als bislang vermutet.

Hunde verstehen weit mehr als bislang vermutet.

Foto: Klaus Dieker/RP

Am 8. Januar begann sie, die Leidenszeit von Frank Trucks. Damals entlief sein zweijähriger Schäferhundmischling Basti bei einem Spaziergang im Hasseler Forst. Trucks schaltete in der Folgezeit eine Vielzahl von Zeitungsanzeigen, zog mit Spürhundtruppen los, verfolgte jeden noch so kleinen Hinweis. "Zuletzt ist er vor drei Wochen in der Nähe von Hochdahl gesehen worden", sagt Trucks.

Mit seiner Situation ist Trucks nicht allein. 432 Haustiere seien in Düsseldorf laut Datenbank derzeit als vermisst gemeldet, sagt Philip McCreight, Leiter des größten deutschen Haustierregisters Tasso. "Da ein Drittel aller deutschen Hunde und Katzen bei uns eingetragen sind, kann man die Zahl guten Gewissens mit drei multiplizieren."

Bedeutet: Knapp 1300 Tierhalter in der Landeshauptstadt vermissen ihre Lieblinge. Dies seien in erster Linie Hunde, dann Katzen — "und auf Platz drei liegen schon Frettchen", sagt McCreight. "Das allerdings im Promille-Bereich."

Der Vorteil einer Registrierung liegt auf der Hand: Durch den Chip, den der Tierarzt unter die Haut setzt, können Tierheime anhand eines Lesegerätes den Halter eines gefundenen Tieres ermitteln. Dies geht nicht nur über Tasso, das deutschlandweit 4,2 Millionen Tiere registriert hat und pro Jahr rund 50.000 zurückvermittelt, sondern auch über andere Organisationen wie den Deutschen Tierschutzbund und die Internationale Zentrale Tierregistrierung (IFTA), die alle miteinander kooperieren — zum Wohl der Tiere und ihrer Halter.

1100 Fundtiere wurden im vergangenen Jahr beim Clara-Vahrenholz-Tierheim abgegeben. "Etwas mehr Katzen als Hunde", sagt Tierpfleger Frank Gassmann. Wie viele Tiere in Düsseldorf tatsächlich vermisst werden, ist seitens des Tierheims statistisch nicht erfasst: "Es gibt eine sehr hohe Dunkelziffer."

Tasso vermittle in der Landeshauptstadt pro Jahr zwischen 300 und 400 Tieren zurück, sagt Philip McCreight. Zudem kehrten 30 bis 35 Prozent aller Ausreißer von selbst zu Herrchen und Frauchen zurück, 15 bis 20 Prozent jedoch blieben allen Versuchen zum Trotz vermisst.

In diesen Fällen bleibt den Haltern meist nur lange Ungewissheit, bis sie irgendwann beginnen, sich mit dem Verlust abzufinden. Denn anders, als es in anderen Städten gang und gäbe ist, hat das Düsseldorfer Tierheim keine Abmachung mit Entsorgungsunternehmen geschlossen.

"Die Sammelstelle für Kleintierkadaver ist bei der Awista auf dem Höherweg, unser Tierheim steht in Rath", sagt Frank Gassmann. "Wir können nicht ständig mit dem Chipgerät hin- und herfahren, um zu überprüfen, ob die toten Tiere registriert waren oder nicht."

In Essen beispielsweise funktioniert jedoch genau das: Das dortige Albert-Schweitzer-Tierheim bekommt die Kadaver geliefert. Um den Haltern zwar einerseits die Hoffnung zu nehmen — sie aber auch endlich von der oftmals quälenden Ungewissheit zu befreien.

Frank Trucks hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, seinen geliebten Basti wiederzufinden. Demnächst wolle er auch noch einmal eine Anzeige schalten. Aber: "Irgendwann kommt der Punkt, an dem man anfangen muss, sich zu lösen", sagt er. "Es ist davon auszugehen, dass Basti schon ausgewildert ist. Er lässt keinen an sich ran, macht aus tierischer Sicht keine Fehler. Wir können jetzt nur noch auf den großen Zufall hoffen."

(RP)
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