Dormagen Wilde Kräuter: Verkostung mit Mut

Dormagen · Diplom-Biologe Georg Waldmann erklärt Naturfreunden bei einer Tour durch den Knechtstedener Wald, welche Pflanzen genießbar und welche giftig sind.

 Diplom-Biologe Georg Waldmann, der Mitglied der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ist, bietet seit 30 Jahren Führungen durch die Natur an.

Diplom-Biologe Georg Waldmann, der Mitglied der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ist, bietet seit 30 Jahren Führungen durch die Natur an.

Foto: salzburg

Für die meisten Teilnehmer war sie wohl eine Kostprobe der ganz außergewöhnlichen Art, die Führung mit Georg Waldmann durch den Knechtstedener Wald. Rund 30 Naturfreunde hatten sich seiner Tour durch die Botanik angeschlossen und ließen sich jetzt von dem Diplom-Biologen genau erklären, welche Pflanzen essbar, welche genießbar und welche giftig sind. Der Korschenbroicher machte den Teilnehmern Mut, bestimmte Gewächse auch zu probieren. Gleichzeitig warnte er vor Beginn der Tour davor, "den Mund zu voll zu nehmen": Denn bei vielen Gewächsen hinge die Verträglichkeit von der Dosierung ab.

Erstaunlich: Der promovierte Geologe findet alle paar Meter Pflanzen, die zumindest teilweise essbar sind. Weit in den Wald hinein gehen musste die Gruppe gar nicht, denn etwa Lauchstangen wachsen häufig auch direkt an Wegesrändern. Ein Beispiel: der sogenannte Schlangenlauch. "Das ist ein wild wachsender Lauch", erzählte Georg Waldmann, der eine der dünnen grünen Stangen gleich samt Zwiebel herausstach und - zum Staunen einiger Teilnehmer - ohne zu zögern hineinbiss. "Dieser Lauch ist sehr bekömmlich. Er ist verwandt mit Knoblauch und Schnittlauch", sagte er und animierte zur Kostprobe. Sarah Giese aus Dormagen ließ sich auf die Probe ein: "Es schmeckt etwas milder als Schnittlauch, leicht süßlich. Aber im Nachhinein auch ein bisschen scharf." Ohne Anleitung würde sie sich nicht trauen, einfach etwas zu pflücken und zu probieren, gab sie zu. Aber sie wolle gerne mehr erfahren über die heimischen Pflanzen, die essbar und vor allem ungefährlich sind.

Georg Waldmann hält die Vorsicht vieler Tourteilnehmer nicht für übertrieben: "Die Natur ist kein Standardsupermarkt. Man sollte schon wissen, was man pflückt und isst." Gleichzeitig betonte der 53-Jährige aber auch, dass es ihm wichtig sei, Menschen die Angst zu nehmen, etwas zu probieren - und Naturkenntnisse aufzufrischen, die in den vergangenen Jahrzehnten gerade bei jungen Menschen zu großen Teilen verloren gegangen sind. Ein weiteres Beispiel für Essbares aus der Natur: würzig schmeckende Löwenzahn-Blätter. Ebenso stark verbreitet sind vielerorts momentan auch schlangenartige Hopfentriebe, deren Spitzen ebenfalls essbar sein und einen angenehm würzigen Geschmack haben sollen.

Auf jeden Fall sollten sie die Finger etwa von den schwarz-blauen Beeren lassen, die an Efeusträuchern wachsen. "Die sind giftig", warnte Waldmann. Menschen würden unterschiedlich auf das Gift reagieren, im schlimmsten Falle könne es gar zu Atemlähmungen kommen. Deutlich verträglicher hingegen sei die Knoblauchrauke, die derzeit am Niederrhein stark verbreitet ist. "Diese Pflanzen sind in den vergangenen Wochen aus der Erde geschossen", erzählte der Experte und sprach von einem leicht scharfen Geschmack, der an Senf erinnert. Sarah Gieses Geschmacksurteil fiel allerdings eindeutig aus: "Das ist so bitter, damit würde ich niemals kochen."

(cka)
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