Ngz-Serie Extra-Klasse Wie Fünftklässler glücklich werden

Dormagen · Seit Oktober bietet Anne Wegner in der Sekundarschule eine Glücks-AG an. In der geht es aber auch um das Unglücklichsein.

 Die Mädchen und Jungen der Glücks-AG mit ihren selbst gebastelten Wutbällen. Die, weiß Lehrerin Anne Wegner, sind manchmal recht nützlich, um Aggressionen abzubauen.

Die Mädchen und Jungen der Glücks-AG mit ihren selbst gebastelten Wutbällen. Die, weiß Lehrerin Anne Wegner, sind manchmal recht nützlich, um Aggressionen abzubauen.

Foto: Linda Hammer

Dormagen Da braucht Olivia (11) nicht lange zu überlegen. Auf die Frage, was sie glücklich macht, kommt direkt die Antwort: "Wenn ich mit meiner Freundin Party mache." Den zehnjährigen Cedric macht es glücklich, wenn er Fußballspielen kann, und David empfindet ein Glücksgefühl, wenn er mit seinem Vater in der Küche steht und etwas Leckeres kocht. Das Leibgericht des Elfjährigen: Spaghetti mit Tomatensoße. Glück ist halt für jeden etwas anderes, und manchmal sind es die kleinen Dinge des Alltags, die einen schon in ein Glücksgefühl versetzen können. "Wenn ich mit meinem Hund Bobby spiele, bin ich glücklich", sagt Julia (11). Aber auch Kekse und Cup Cakes machen sie happy.

13 Fünftklässler der Dormagener Sekundarschule an der Bahnhofstraße besuchen seit Oktober vergangenen Jahres die Glücks-AG, die Anne Wegner, Lehrerin für katholische Religion und praktische Philosophie, anbietet. "Angefangen haben wir natürlich mit der Frage, was uns glücklich macht", erzählt sie. Und den theoretischen Äußerungen folgte auch unmittelbar der Praxistest mit Eis essen gehen, tanzen oder Musik hören. Auch Plätzchen haben die Mädchen und Jungen gebacken und damit diejenigen beschenkt, die sie glücklich gemacht haben. "Außerdem waren wir unterwegs und jeder sollte etwas sammeln, das ihn in der Natur glücklich macht", sagt Anne Wegner. Schließlich haben die Zehn- bis Elfjährigen einen Kalender gebastelt mit kleinen Glücksbringern, die sich die Mitschüler abreißen können.

Auch haben die Schüler darüber gesprochen, worin der Unterschied liegt zwischen Glück haben und glücklich sein, und kamen zu der Erkenntnis, dass man kein Glück haben muss, um wirklich glücklich zu sein.

Auch dass Glück und Unglück sehr nah beieinander liegen können, war ein Thema der wöchentlichen AG-Stunde. "Viele konnten sich gut daran erinnern, dass sie in dem einen Moment noch ganz glücklich und gut gelaunt waren, im nächsten dann traurig, weil ihnen etwas verboten wurde oder sie sich weh getan haben", sagt Wegner.

Im nächsten Jahr möchte sie mit den Kindern ein "Glückstagebuch" führen. "Sie sollen sich regelmäßig Gedanken machen und die aus formulieren", sagt die Lehrerin, die findet, dass das jeder mal öfter machen sollte. "Die meisten würden so erkennen, dass sie viel häufiger glücklich sind als sie annehmen", vermutet Wegner.

Gebastelt wird in der Arbeitsgemeinschaft auch immer wieder, unter anderem Wutbälle. Das sind mit Reis gefüllte Luftballons, die man auch mal so richtig auf den Boden oder gegen die Wand schmettern kann, um seine Wut auszudrücken. Denn deren Abbau macht wenn auch vielleicht nicht direkt glücklich, dann doch zumindest zufrieden. "Mich macht die Glücks-AG glücklich", sagt Clarissa (11) nach der Stunde und verlässt fröhlich den Raum.

(NGZ)
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