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Dormagen Vom "Herrn im Frack" zum Volksempfänger

Dormagen · Heute ist Unesco-Welttag des Radios. Das Internationale Phono- und Radio-Museum zeigt einige beeindruckende Sammlerstücke.

Das Internationale Phono- und Radio-Museum in Dormagen
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Schätze des Internationalen Phono- und Radio-Museums in Dormagen

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Foto: Georg Salzburg

Es sieht aus wie ein Puppenkleiderschrank. Doch hinter den kleinen Türen des schwarzen Kastens verbirgt sich keine Spielzeugkleidung, sondern Hightech des Jahres 1935. Es ist ein Radio der Firma Siemens. Genauer gesagt ein 53 WL. Spitzname "Herr im Frack". "Die Firma Siemens hatte Mitte der 1930-er Jahre überlegt, ganz aus dem Radiogeschäft auszusteigen und sich doch anders entschieden", erklärt Helmut Dietsch. "Dem jüngsten Vorstandsmitglied oblag es, ein neues Modell auf den Markt zu bringen. Er beauftragte einen Designer und der entwarf die Schatulle in Schwarz und Elfenbeinfarben, angelehnt an die Optik von Klavieren. Es verkaufte sich überhaupt nicht", so Dietsch.

Mit Volkmar Hess betreibt er das Internationale Phono- und Radio-Museum an der Bahnhofstraße. Rund 5000 Rundfunkgeräte, Plattenspieler und Zubehörteile zeigt das Museum auf seinen 500 Quadratmetern. Das älteste Radio stammt aus dem Jahr 1921. Ein Westinghouse RC. "Ein amerikanisches Modell, das von Telefunken in Deutschland gebaut wurde. Es stand nur in Unternehmen. Gesendet wurden ausschließlich Firmennachrichten und Börsenkurse ", erklärt Dietsch. Das Radio des britischen Herstellers Stevens & Co aus dem Jahr 1925 hingegen war ein Schmuckstück für den gut situierten Privathaushalt. Unter dem Deckel einer rund 80 Zentimeter großen Mahagoni-Schatulle verbergen sich Röhren und Regler, die zum Teil wie Kochlöffel aussehen.

Ganz anders der Volksempfänger. Er war in den 1930-er Jahren in fast jedem Haushalt zu finden und empfing nur einen Sender, wie das Modell DKE von Telefunken aus dem Jahr 1935. "Die sogenannte Goebbels-Schnauze. Volksempfänger waren im Auftrag des Reichpropagandaleiters Joseph Goebbels entwickelt worden und eins der wichtigsten Propagandainstrumente der Nationalsozialisten", erzählt Volkmar Hess.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verboten die Alliierten den Radio-Verkauf in Deutschland. Der Unternehmer Max Grundig umging das Verbot mit einem Selbstbaukasten, dem "Heinzelmann". Damit legte er den Grundstein für sein Imperium, das in den Wirtschaftswunderzeiten der 1950-er Jahre massenweise Radios produzierte. Das Musikgerät 3036 ist ein Beispiel dafür. "Es ist ein typisches Modell dieser Zeit. Ein Tischgerät mit Holzgehäuse, Tasten und Druckknöpfen. Radios standen in jedem Wohnzimmer. Fernseher konnte sich kaum jemand leisten", so Dietsch.

(NGZ)
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