Dormagen Umweltschützer gegen Covestro-Projekt

Dormagen · Der Einsatz von Kohlendioxid (CO2) als Rohstoff in der Kunststoff-Produktion wird von der "Coordination gegen Bayer-Gefahren" (CBG) verurteilt. Die CBG stützt sich dabei auf Experten aus den Naturschutzverbänden. Covestro wehrt sich.

 Kohlendioxid wird zum Baustein in der Kunststoffproduktion von Covestro. Nach Tests in einer Pilotanlage in Leverkusen wird in Kürze dazu eine große Anlage im Chempark Dormagen fertiggestellt. Jahreskapazität: rund 6000 Tonnen.

Kohlendioxid wird zum Baustein in der Kunststoffproduktion von Covestro. Nach Tests in einer Pilotanlage in Leverkusen wird in Kürze dazu eine große Anlage im Chempark Dormagen fertiggestellt. Jahreskapazität: rund 6000 Tonnen.

Foto: BMS

15 Millionen Euro investiert Covestro in eine neue Anlage im Chempark Dormagen, in der das Unternehmen Nutzen aus einer innovativen Idee ziehen möchte: Kohlendioxid (CO2), eigentlich ein klimaschädliches Abgas, soll als Rohstoff verwendet und in Polyole eingebaut werden - wichtige Vorprodukte zur Herstellung von Polyurethan-Schaumstoffen. Das Großprojekt, das vor dem Abschluss steht, ist Teil der sogenannten "Dream Production" von Covestro in der Kunststoffproduktion. Nun ist das Verfahren unter Beschuss geraten.

Die unternehmenskritische "Coordination gegen Bayer-Gefahren" greift den Bayer MaterialScience (BMS)-Nachfolger Covestro an und stützt ihren Vorwurf des "Öko-Schwindels" auf Aussagen von Experten großer Umwelt- und Naturschutzverbände. Haupt-Kritikpunkt laut CBG: Zur Aktivierung von Kohlendioxid sei ein hoher Energie-Aufwand erforderlich. Das Verfahren sei kein ökologischer Fortschritt. Stattdessen werden eine Reduzierung des Kunststoffverbrauchs, wirksame Schritte zur Vermeidung von Plastikmüll sowie "die Förderung wirklich nachhaltiger Verfahren" gefordert.

Die CBG beruft sich dabei u.a. auf Aussagen von Hermann Fischer, Präsidiumsmitglied des Naturschutzbundes (NABU)und Manuel Fernández vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). "Man kann sich kaum eine ökologisch katastrophalere Strategie ausdenken, als ausgerechnet das auf dem niedrigsten Energielevel ruhende Molekül CO2 zum Aufbau komplexer, energiereicher Verbindungen nutzen zu wollen", wird Fischer zitiert. Fernández urteilt: "Der Einsatz von Kohlendioxid bei der Produktion von Polyurethan stellt aus Sicht des BUND keinen echten Fortschritt in Sachen Klimaschutz dar." Der Nutzen eines solchen Verfahrens sei angesichts des benötigten Energieaufwands fragwürdig.

Covestro-Sprecher Markus Kleine-Beck konterte gestern: Das Verfahren sei nachhaltig und ökologisch wie ökonomisch sinnvoll. Der Hauptzweck sei, durch den Einsatz von CO2 teilweise Erdöl zu ersetzen, auf dem Kunststoffe üblicherweise komplett beruhen. Kleine-Beck: "Aktuell können wir rund 20 Prozent des sonst eingesetzten Öls in der Herstellung des Vorprodukts Polyol für Polyurethan-Weichschaum einsparen." Kleine-Beck weiter: "Bei den Milliarden Tonnen CO2, die jährlich in die Atmosphäre gelangen, ist das Klimaschutzpotenzial des neuen Verfahrens naturgemäß gering. Das sieht Herr Fernández völlig richtig. Doch ist dies auch keineswegs unsere Hauptintention. Vielmehr geht es in erster Linie um einen Beitrag zur Ressourcenschonung und zur Verbreiterung der Rohstoffbasis in der chemischen Industrie - wir sparen Erdöl."

Grundsätzlich sei es zwar richtig, dass CO2 nur mit hohem Energieaufwand zur Reaktion gebracht werden kann. In dem speziellen Fall bei Covestro müsse aber keine Energie von außen zugeführt werden. "Die nötige Energie liefert der Reaktionspartner Propylenoxid selbst", erklärt der Covestro-Sprecher. Um die Reaktion zu steuern und die Aktivierungsenergie niedrig zu halten, sei ein spezieller Katalysator nötig. Diesen Katalysator habe Covestro zusammen mit Partnern entdeckt - ein wissenschaftlicher Durchbruch.

(NGZ)
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