Lokalsport Vielleicht das wichtigste Spiel der Saison

Dormagen · Im heutigen Lokalderby gegen Longericher SC geht es um viel für Handball-Drittligist TSV Bayer Dormagen: Mit einem Sieg ist er alleiniger Verfolger von Spitzenreiter TuS Ferndorf, bei einer Niederlage verabschiedet er sich ins Mittelfeld.

 Sein Mitwirken könnte dem TSV Bayer Dormagen heute Abend erhebliche Vorteile gegenüber dem Longericher SC verschaffen: Eloy Morante Maldonado ist nach dreiwöchiger Pause wegen einer Reizung der Patellasehne am Sonntag wieder ins Training eingestiegen.

Sein Mitwirken könnte dem TSV Bayer Dormagen heute Abend erhebliche Vorteile gegenüber dem Longericher SC verschaffen: Eloy Morante Maldonado ist nach dreiwöchiger Pause wegen einer Reizung der Patellasehne am Sonntag wieder ins Training eingestiegen.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Es steht viel auf dem Spiel heute Abend, wenn um 20 Uhr Matthias Hallmann und Lars Lieker (Wuppertal/Solingen) im Bayer-Sportcenter die Partie zwischen dem TSV Bayer Dormagen und dem Longericher SC anpfeifen.

Das gilt vor allem für den gastgebenden Handball-Drittligisten. Denn im Lokalderby werden die Weichen gestellt für den Rest der Saison. "Ein ganz wichtiges Spiel", sagt deshalb Trainer Ulli Kriebel. Wir zeigen auf, warum die Begegnung so bedeutsam ist. Das Prestige Ums Prestige geht's eigentlich immer, wenn zwei Mannschaften aufeinander treffen, deren Hallen gerade mal zehn Kilometer auseinanderliegen. In diesem Fall ganz besonders. Denn mit seinen beiden Siegen in der vergangenen Saison (25:21, 41:30) hat der Longericher SC die seit Jahrzehnten festgefügt scheinende Handballordnung im Großraum Köln auf den Kopf gestellt: Als Tabellendritter landete erstmals ein Klub aus der Domstadt vor dem TSV Bayer.

Zuletzt hatten beide Vereine in der Spielzeit 1986/87 in einer Liga (der Zweiten Liga Nord) die Klingen gekreuzt - da hießen die Kölner noch Olympia Longerich und mussten den Dormagenern am 7. März 1987 nach einer 20:24-Niederlage in der restlos überfüllten Halle in Chorweiler zum vorzeitigen Aufstieg in die Bundesliga gratulieren. Heute treffen sie sich zu einem "Spiel auf Augenhöhe", sagt Kriebel: "In einem Derby gibt es keinen klaren Favoriten, da zählen Emotionen, Leidenschaft und Tagesform."

Sein Kölner Kollege Chris Stark, dessen Team mit dem 23:16 über die HSG Krefeld seine Zwischenbilanz nach verkorkstem Start auf 13:1 Punkte in Folge schraubte, sieht die Gastgeber hingegen leicht favorisiert: "Wir gehen als Verfolger ins Spiel. Der Druck liegt aber zweifelsohne bei der Heimmannschaft, Dormagen ist schließlich mit anderen Ambitionen in die Saison gegangen als wir, die Mannschaft ist wesentlich stärker als im Vorjahr." Die Tabelle Die "anderen Ambitionen", von denen Chris Stark spricht, hießen vor Saisonbeginn Aufstieg. Bei fünf Punkten Rückstand auf den TuS Ferndorf kann davon nur noch bedingt die Rede sein, zumal Ulli Kriebel mit Blick auf den ungeschlagenen Spitzenreiter feststellt: "Die gehen ihren Weg schon ziemlich souverän." Mit einem Sieg heute Abend könnten die Dormagener wenigstens die Rolle des einzigen Verfolgers einnehmen. Im Falle einer Niederlage stünde Ferndorf bereits drei Spieltage vor Ende der Hinrunde als "Herbstmeister" fest und könnte selbst bei einer Schwächephase kaum noch eingeholt werden. Der TSV Bayer würde damit endgültig ins Mittelfeld abrutschen - das beginnt in diesem Fall auf Platz zwei und geht bis zum Leichlinger TV auf Rang sieben. Die Differenz zwischen Vizemeister und grauer Maus würde dann nur zwei Zähler betragen. Der Anspruch Die Dormagener haben zwei verkorkste Spielzeiten hinter sich. Verlieren sie heute Abend, droht die dritte Saison in Folge, in der bei ihnen Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen. Sortieren sie sich in eine Reihe mit der SG Schalksmühle-Halver, den Bergischen Panthern oder dem Leichlinger TV ein, sollte sich der TSV Bayer mal kritisch auf den Prüfstand stellen. Nichts gegen diese Vereine, nichts gegen die Arbeit, die beim Longericher SC oder der HSG Krefeld geleistet wird - der Aufwand, der am Höhenberg betrieben wird, dürfte jedoch um einiges höher sein, zumindest was Trainingsumfang und Logistik anbelangt. Zu hoch jedenfalls, als dass nach einem erneuten Abrutschen ins Mittelmaß einfach zur Tagesordnung übergegangen werden könnte. Der Druck Damit lastet der Druck heute Abend eindeutig auf den Gastgebern. Das macht ihre Aufgabe sicher nicht einfacher - vom Longericher SC erwartet trotz 13:1 Punkten aus den jüngsten sieben Spielen niemand einen Sieg. Vom TSV Bayer Dormagen schon. Doch wer solchem Druck nicht gewachsen ist, wird es im Handball nie an die Spitze schaffen, auch nicht in der Dritten Liga.

(NGZ)
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