Lokalsport Bayer-Niederlage vor einer Traumkulisse

Dormagen · Nur das Ergebnis störte beim Dormagener Traum-Spiel: Vor 1200 Zuschauern in der Gelsenkirchener Veltins-Arena hat der TSV Bayer in der Bezirksliga-Gruppe 1 mit 0:2 (0:0) gegen den TSV Aufderhöhe verloren und ist damit auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutscht. "Das trübt die Freude über diesen eigentlich tollen Tag dann schon etwas", fand Trainer Frank Lambertz.

Dabei hatten die zahlreichen Unterstützer aus beiden Lagern für eine tolle Kulisse gesorgt und das merkwürdige Gefühl, in einer riesigen, beinahe komplett leeren Arena Fußball zu spielen, überlagert. "Die Fans haben richtig Rabatz gemacht, das war schon beeindruckend", sagte TSV-Rechtsverteidiger Sven Sistig. Für den Schalke-Fan ging gestern ein Traum in Erfüllung. Der Moment, in dem Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann, den sie bei Schalke 04 nur den "Quatscher" nennen, seinen Namen ausrief, sorgte für Gänsehaut: "Wenn man aus diesem Tunnel aufs Spielfeld kommt, sein Bild oben auf dem Videowürfel sieht, sich dann umdreht und dort so viele Menschen auf der Tribüne sitzen, dann ist das schon richtig beeindruckend."

Auf dem Rasen legte Dormagen diese Nervosität dann aber schnell ab und war in der ersten Hälfte die aktivere Mannschaft - mit einem großen Manko. "Wir bringen einfach keinen vernünftigen Abschluss zustande, wollen den Ball noch mal querlegen, anstatt einfach abzuziehen. Wir hatten in der ersten Halbzeit genug Möglichkeiten, das Spiel auf unsere Seite zu ziehen", klagte Lambertz.

Mit zunehmender Spieldauer sei die Verunsicherung dann aber gewachsen, bis ein Doppelschlag der Solinger die Begegnung entschied. Nach 71 Minuten ging es nach einem einfachen langen Ball in die Spitze viel zu einfach für die "Gastgeber", die Bayer-Abwehr machte einen extrem schlechten Eindruck und Malte Gregor durfte ungestört auf das Tor zulaufen und zur Führung einnetzen. Richtig viel Gegenwehr leistete Dormagen auch sieben Minuten später nicht, als eine Flanke von der rechten Seite erst nicht unterbunden wurde und Kevin Engels im Zentrum dann ebenso frei abschließen durfte wie kurz zuvor sein Sturmpartner. "Das waren einfache individuelle Stellungsfehler, die uns so nicht passieren dürfen. Irgendwann musste das Tor dann fallen", sagte Lambertz.

Verloren habe man das Spiel allerdings im Angriff, wo Sistig vor dem Gegentreffer "Chancen für drei oder vier Tore" sah. Das sorgte für einen frustrierten Trainer: "Mir haben viele Leute, auch Offizielle des Gegners, gesagt, dass manchmal im Fußball die bessere Mannschaft verliert. Das ist ein Satz, den ich absolut nicht mehr hören kann. Wenn wir ein, zwei Mann hätten, die die Dinger vorne verwerten würden, dann könnten wir die Tabelle fast drehen."

Von seinem Team hätte er mehr erwartet: "Da waren so viele Leute, die extra für uns ein, zwei Stunden hierhergefahren sind und dann liefern wir kein gutes Spiel ab. Das wäre das mindeste gewesen, was wir hätten zurückzahlen können." Kaputtmachen ließ sich Lambertz diesen außergewöhnlichen Tag davon aber nicht: "Für jeden Amateur ist das einmalig und etwas, das man normalerweise nicht erlebt. Selbst wenn man Oberliga oder vielleicht noch höher spielt, spielt man normalerweise niemals vor so einer Kulisse. Das war einfach nur ein herausragendes Gefühl." Die Dormagener waren frühzeitig angereist, hatten eine Führung durch das Innenleben der Multifunktionsarena erhalten und dann genug Zeit gehabt, die ganzen Eindrücke zu verarbeiten. Mit dem Anpfiff sei der Fokus aber sofort zurück gewesen, sagte Sistig: "Auf dem Platz hat man das gar nicht so mitbekommen. Das Spielfeld auf Schalke ist im Endeffekt dann doch genauso groß wie unseres in Dormagen."

So ging es auf der Aftershow-Party für den TSV Bayer zwar eher verhalten zu, vergessen werden Spieler und Trainer den Tag aber wohl nie. Ein bisschen neidisch schaute Lambertz zu den Konkurrenten: "Für die ist es heute natürlich perfekt gelaufen. Ich gehe davon aus, dass kein einziger von denen am Sonntag noch ins Bett gehen wird."

(NGZ)
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