Lokalsport Bayer erhält Lizenz und will heute nachlegen
Dormagen · Wirtschaftlich ist Dormagens Zweitliga-Zugehörigkeit gesichert, sportlich hilft heute Abend nur ein Sieg über TuSEM Essen weiter.
Der TSV Bayer Dormagen könnte für seine dritte Spielzeit in der Zweiten Handball-Bundesliga planen - wenn er nicht als Tabellenvorletzter sportlich um den Klassenerhalt bangen müsste. Denn die Lizenzierungskommission der Handball-Bundesliga (HBL) erteilte dem TSV Bayer gestern Nachmittag wie allen 17 Erst- und 18 der 21 Zweitligisten die Lizenz für die kommende Saison ohne Auflagen.
Nach dieser guten Nachricht wollen die Dormagener jetzt auch sportlich nachlegen - doch da hilft angesichts von fünf Punkten Rückstand auf das rettende Ufer heute Abend nur ein Sieg weiter, wenn TuSEM Essen ab 19 Uhr zum Traditions- und Lokalduell im TSV-Bayer-Sportcenter gastiert.
Wobei der Abstiegskampf durch die Entscheidungen der aus Rolf Nottmeier (Richter am Arbeitsgericht Minden), Olaf Rittmeier (Steuerberater) und HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann bestehenden Lizenzierungskommission durchaus beeinflusst werden könnte. Denn während der Tabellenletzte SV Henstedt-Ulzburg seinen Lizenzantrag vor Wochenfrist zurückzog (die NGZ berichtete), verweigert die HBL den Handballfreunden (HF) Springe die Lizenz für die neue Saison, "da die Unterlagen zum Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht vorgelegt wurden", heißt es in der Presseerklärung der Handball-Bundesliga. Springe hatte dagegen Beschwerde eingelegt, die vom HBL-Präsidium inzwischen abgewiesen wurde. Jetzt bleibt dem Aufsteiger, zur Zeit zwei Tabellenplätze und drei Punkte besser gestellt als der TSV Bayer, noch die Möglichkeit, das Schiedsgericht anzurufen.
Das Damoklesschwert eines Zwangsabstiegs schwebt auch über dem HC Empor Rostock, der seine Lizenz nur "unter einer aufschiebenden Bedingung erhält. Dies bedeutet, dass der Club nur dann die Lizenz für die Saison 2016/17 erhält, wenn binnen einer Frist bis zum 4. Mai die Bedingung zum Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit erfüllt wird." Geschieht dies nicht, "könnte der Club in der Dritten Liga antreten", so die HBL. Unabhängig von diesen beiden Fällen stellt die Liga ihren Vereinen in wirtschaftlicher Hinsicht ein positives Zeugnis aus: "Im Rahmen der Prüfungen durch die Lizenzierungskommission konnte positiv festgestellt werden, dass der vorgeschriebene Abbau von bestehendem negativem Eigenkapital durch die Vereine fortgesetzt wurde. Daher bestand keine Notwendigkeit, durch Punktabzug zu sanktionieren." Wie sich diese Entscheidungen auf die Zahl der sportlichen Absteiger auswirken wird, ist noch offen. "Spekulationen über diese Lizenzentscheidungen helfen uns nicht weiter. Wir müssen einfach selber Vollgas geben bis zum letzten Spiel", sagt dazu Dormagens Handball-Geschäftsführer Björn Barthel.
Geht es nach Tobias Plaz, wollen seine Schützlinge heute Abend damit anfangen: "Wir haben die zweiwöchige Pause genutzt, nicht nur, um uns gezielt auf Essen vorzubereiten", sagt der Interimstrainer. Vielmehr sei auch "Grundlegendes" aufgearbeitet worden, das in der dichten Abfolge der Spiele nach dem Wechsel auf der Trainerbank zu kurz gekommen sei.
Unter anderem sei eine "zweite Abwehrvariante" erarbeitet worden, die heute Abend durchaus zum Einsatz kommen könnte: "Wir müssen Essen durch eine aggressive und gute Deckungsleistung zu Fehlern zwingen", lautet seine taktische Marschroute. Die Mannschaft habe, auch beflügelt durch den Auswärtssieg in Henstedt, ein sehr gutes Training abgeliefert. In das in dieser Woche auch nach seiner Fußverletzung Robin Doetsch wieder eingestiegen ist. Plaz geht davon aus, dass der TSV somit heute wieder mit einem "gelernten" Rechtsaußen auflaufen wird. Fraglich ist hingegen der Einsatz von Max Bettin, der im gestrigen Abschlusstraining einen ersten Belastungstest vornehmen wollte. Bei den Gästen fehlt Torhüter Carlon Donderis Vegas, der sich vor drei Wochen einen Kreuzbandriss zuzog.
Björn Barthel hofft, dass der positive Lizenzentscheid noch einmal Kräfte im Abstiegskampf freisetzt: "Natürlich freuen wir uns darüber. Jetzt sollten alle Fans des Handballs in Dormagen zusammenstehen und unsere Mannschaft bei der Absicht unterstützen, jeden nur möglichen Punkt zu holen." Die Abendkassen öffnen um 18 Uhr.