Dormagen "Sturm auf Zons" als großes Abenteuerspiel

Dormagen · Premiere der mittelalterlichen Vorführung an der Zonser Stadtmauer war ein voller Erfolg. Gemeinschaftserlebnis im Heerlager.

Dormagen: "Sturm auf Zons" als großes Abenteuerspiel
Foto: "Tinter, Anja (ati)"

"Gloria Zunsem" - wer am Wochenende Fuß in die Zollstadt Zons setzte, durfte dort auf bisher nicht dagewesene Weise Mittelalter erfahren. Zwar pflegt das Örtchen seit jeher ein stolzes Geschichtsbewusstsein, doch die historische Aufführung des "Sturms auf Zons" während des Neusser Krieges im Jahre 1475 stellte alles bisher Dagewesene in den Schatten. "Ein Re-Enactment, bei dem eine wirklich stattgefundene Schlacht nachgestellt wird, hat es in Zons zuvor noch nie gegeben", erklärt Wolfgang Göddertz, der als Hauptmann "Wolfgang von Barrenstein" mit seiner Zonser Garnison antrat, die Heimat mit Pfeil und Bogen, Schwert und Kanone zu verteidigen.

Tausend Schaulustige, darunter viele Kinder, verfolgten am Samstag und Sonntag den von ohrenbetäubendem Kanonendonner begleiteten Angriff des Burgunderheeres - verkörpert von über 100 authentisch gerüsteten Darstellern - auf die südliche Stadtmauer. Dort hatte sich die Zonser Garnison nebst Unterstützern in Stellung gebracht und schlug die Burgunder in die Flucht.

Flankiert war das furiose Spektakel von einem kleinen, aber feinen Markt vor der Freilichtbühne, der mit Lederwaren, Gewändern und sogar einem Badehaus das breite Publikum, mehr aber noch die Aktiven der Mittelalterszene ansprach. Gold- und Silberschmuck, nach historischen Abbildungen geschmiedet, bot Esther Kalkmann aus Zwolle feil. Sie verarbeitet nur Steine, die es seinerzeit in Europa auch gab - "einen Opal aus Südamerika finden Sie bei mir nicht". Um Tischkultur drehte sich alles im Zelt von André Klink. Neben Krügen und Schalen aus Steinzeug stehen Kerzenhalter aus Messing, "die waren nicht für jeden erschwinglich", erzählt Klink.

Im nächsten Zelt rüstet sich Maximilian (3) zielsicher mit dem größten Schwert nebst Schild dazu aus. Kinder sind gern gesehen, der Familiengedanke spielt für die Mittelalter-Community eine große Rolle. "Wir sind als Marktbesucher auf den Geschmack gekommen, weil uns die freundliche Atmosphäre gut gefallen hat", blickt Marc Müller-Dargusch zurück. Wann immer er ein Wochenende freischaufeln kann, schlüpft der Golflehrer aus Hessen in die Rolle von Langbogenschütze Marc Miller und zieht mit der Siegburger Rotte in die Schlacht. Im Ritterlager an der Wiesenstraße campieren sie vor Zons Seite an Seite mit Gruppen aus Belgien, Frankreich, England und den Niederlanden.

Über allem liegt der Geruch von Lagerfeuer. Es wird gekocht, geschmiedet, schon die Jüngsten tragen Gewänder. Ein großer Abenteuerspielplatz. Das Gemeinschaftserlebnis ist es, das IT-Leiter und Marketing-Direktoren in Kettenhemd und Rüstung steigen lässt. "Alleine bist Du in der Schlacht verloren, es geht alles nur im Team", beschreibt Andreas von der Siegburger Rotte dieses Gefühl.

Parallel zum Sturm auf Zons wurde in der Zollfeste am Wochenende auch die Eröffnung der Tourismussaison gefeiert. "Bis auf den Regen am Samstag hätten wir uns keinen besseren Start in die Saison wünschen können", zieht Stadtmarketing-Leiter Guido Schenk Bilanz.

(NGZ)
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