Dormagen Stadt prüft Kanäle mit Disco-Nebel

Dormagen · Die Methode ist billig und hilft, falsche Anschlüsse zu ermitteln, bei denen Schmutzwasser in Regenwasserkanäle fließt und umgekehrt.

Dormagen: Stadt prüft Kanäle mit Disco-Nebel
Foto: Staschik Olaf

Ein bisschen gespenstisch sieht es schon aus: Plötzlich steigt Rauch auf - aus der Regenrinne, vielleicht auch aus den Entwässerungsschächten in der Garageneinfahrt. Auch aus dem Kanaldeckel dampft es. Was sich anhört wie ein Fall für die Feuerwehr, ist nicht nur harmlos, sondern auch hilfreich. Zumindest für die Fachleute der Technischen Betriebe Dormagen (TBD). Die nutzen Nebelmaschinen, wie man sie aus Diskotheken kennt, um falsche Kanalanschlüsse zu ermitteln. Das ist genauso effektiv wie der Einsatz von Spezialtechnik, aber wesentlich billiger.

Bei dieser Methode wird Disco-Nebel mit einer Art Schlauch in den Hauptkanal eingespeist. In einigen Dormagener Ortsteilen und in diversen Neubaugebieten sind Schmutzwasser- und Regenwasserkanäle getrennt. Faustregel: Beim Schmutzwasserkanal-Test ist der Anschluss falsch, wenn der Nebel aus dem Regenfallrohr kommt. Beim Regenwasserkanal-Test gilt dies, wenn der Nebel aus dem Haus-WC aufsteigt.

Den Zweck des Trennsystems erläutert Thomas Wedowski, der bei den TBD für die Stadtentwässerung zuständig ist: Regenwasser solle möglichst ortsnah versickern. Ein Vorteil: Lange Transportwege zu Kläranlagen und aufwendiges Pumpen dorthin fallen so weg. Wenn das Regenwasser nicht mit Schmutzwasser vermischt sei, das ja auch Fäkalien und andere schwieriger zu klärende Stoffe enthalte, sei die Vorbehandlung weniger aufwendig. Weil es aber immer wieder vorkommt, dass Kanäle falsch angeschlossen sind, macht die Überprüfung mit dem Disco-Nebel Sinn. "Wenn der Schmutzwasserkanal fälschlicherweise am Regenwasserkanal hängt, sehen wir zu, dass das schnell geändert wird", sagt Wedowski. Umgekehrt sei ein falscher Anschluss - also Regenwasserkanal am Schmutzwasserkanal - nicht ganz so schlimm, erfordere also nicht unbedingt eine sofortige Reaktion. Denn etwas mehr Regenwasser in der Röhre für Schmutzwasser habe kaum Auswirkungen auf die Klärung und umweltgerechte Entsorgung, Schmutzwasser im Regenwasserkanal dagegen schon, erklärt Wedowski. Was nicht heißen muss, dass ein Trennsystem grundsätzlich eine bessere Lösung ist als ein Mischsystem, bei dem Schmutz- und Regenwasser in einer Röhre zur nächsten Kläranlage geleitet werden. "Ein Mischsystem ist zum Beispiel sinnvoll, wenn das Regenwasser aufgrund bestimmter Gegebenheiten nicht ortsnah entsorgt werden kann", sagt Wedowski. Ein weiterer Vorteil: Beim Mischsystemwerden die Kanäle durch das Regenwasser automatisch durchgespült, was bei der Unterhaltung des Kanalnetzes eine Erleichterung ist.

Wenn nachgebessert werden muss, hat meist der Hauseigentümer den Schwarzen Peter und muss die Reparatur bezahlen - es sei denn, er kann dem Handwerker ein Verschulden nachweisen. Geldstrafen drohen Eigentümern bei falschen Anschlüssen laut Wedowski normalerweise nicht, "außer, der Kanal ist absichtlich falsch angebunden worden". Das werde als Ordnungswidrigkeit gewertet. Sind Reparaturen fällig, setzen die TBD eine Frist zur Umsetzung.

In Dormagen werde übrigens nur bei konkreten Anhaltspunkten für Fehlanschlüsse kontrolliert, sagt der Entwässerungsexperte. Regelmäßige Routineprüfungen gebe es nicht.

(NGZ)
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