Dormagen Spezialglas an Gebäuden soll Vogelsterben verhindern

Dormagen · Die BUND-Kreisgruppe Neuss will gegen Vogelschlag vorgehen: Bereits vor der Genehmigung von Neubauten Maßnahmen ergreifen.

 Transparente und spiegelnde Bauelemente stellen für Vögel oft ein unsichtbares Hindernis dar.

Transparente und spiegelnde Bauelemente stellen für Vögel oft ein unsichtbares Hindernis dar.

Foto: pixabay

Nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) sterben in Deutschland jährlich 18 Millionen Vögel durch Kollisionen mit Glas. Die Kreisgruppe Neuss möchte diese Zahl senken, und hat eine Petition gestartet, die dem sogenannten Vogelschlag im Rhein-Kreis den Kampf ansagen soll. "Die Problematik ist vielen Bürgern gar nicht bekannt", sagt Ingeborg Arndt vom BUND.

Die Verantwortlichen fordern deshalb, dass die Bau- und Naturschutzbehörden des Rhein-Kreises samt der dazugehörigen Städte und Gemeinden bei Baugenehmigungen in Zukunft standardisiert zusammenarbeiten. Das heißt: Die Genehmigungsbehörden sollen bei Bauplanungen mit transparenten oder spiegelnden Bauelementen, wie zum Beispiel Glas, die jeweiligen Naturschutzbehörden informieren. Diese geben, nach Vorstellung des BUND, dann eine fachliche Beurteilung ab und zeigen eine vogelfreundliche Bauweise mit Lösungsvorschlägen auf.

Die Kreisgruppe Neuss beruft sich dabei auf bestehende Gesetze, die laut Ingeborg Arndt jedoch "zu allgemein gehalten sind" und deshalb nur selten angewandt würden. So müssen laut Baugesetzbuch (Paragraf 1) bei Bauprojekten auch die Auswirkungen auf Tiere und die biologische Vielfalt berücksichtigt werden. "Am besten werden von vornherein Glasscheiben verwendet, die in sich ein Muster tragen. Es müssen für Vögel sichtbare Symbole sein", sagt Arndt. Schließlich seien Transparente und spiegelnde Bauelemente ein unsichtbares Hindernis für Vögel. Erfolgen soll die vogelfreundliche Bauweise mit Markierungen nach dem Vorbild der österreichischen Norm "ONR 191040", die im Rahmen der Bauleitplanungen gefordert werden kann. Die Petition des BUND läuft noch bis zum Samstag, 30. September. "Das Nachrüsten mit Folien kostet viel Geld", betont Arndt.

Das Thema Vogelschutz bei Glasfassaden ist der Dormagener Stadtverwaltung bekannt, wie Pressesprecher Swen Möser auf Nachfrage bestätigt: "Wir werden bei Bedarf auf die Bauherren zugehen und sie darauf hinweisen." Allerdings seien zurzeit in Dormagen eher konventionelle Bauten und keine größeren Gebäude mit Glasflächen wie die Glasgalerie am Kulturhaus oder die Rathaus-Galerie geplant. Vor einigen Jahren habe es eine Broschüre dazu gegeben, die sich an Architekten richtete. Mit aufgeklebten Vogel-Silhouetten sei zum Beispiel am Technischen Rathaus im Nachhinein dafür gesorgt worden, dass kein Vogel in eine Scheibe fliegt, wie Swen Möser erklärte.

Wie der Neusser Baudezernent Christoph Hölters erklärt, wolle die Stadt das Thema Vogelschlag bei größeren Bauflächen berücksichtigen: Bei betroffenen Gebieten - vor allem Bauten im Übergang zur freien Landschaft - solle Material verwendet werden, das für Vögel zu erkennen ist. "Dann würden wir entweder die Antragsteller darauf hinweisen oder wenn wir selber bauen, dort aktiv werden", sagt Hölters.

(NGZ)
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