Dormagen Spaßiger "Hormonstress" zum ersten Geburtstag

Dormagen · Das jetzt uraufgeführte Stück von Sabine Misorny und Tom Müller steht mindestens ein Jahr auf dem Spielplan.

 Sechs Frauen und ein Mann - in wechselnder Besetzung wird "Hormonstress" im Kammertheater gezeigt.

Sechs Frauen und ein Mann - in wechselnder Besetzung wird "Hormonstress" im Kammertheater gezeigt.

Foto: Theater

Zum Jahresende waren es 3500 Besucher, angesichts des ersten "Geburtstags", den das Kammertheater jetzt feiern konnte, ist die 5000-er Marke überschritten, wie Tom Müller sagt. Ungeachtet dessen dürfte nach den Worten von Sabine Misiorny gern jede Aufführung derart voll besetzt sein wie die Premiere der von den beiden Betreibern des Kammertheaters geschriebenen Komödie "Hormonstress", die zum "Geburtstag-Wochenende" auf dem Spielplan stand.

In der tagt anderthalb kurzweilige Stunden lang ein Damenkränzchen, und zwar nicht im Café, sondern zeitgemäß in einer "Mucki-Bude" namens "Pour Femme" - schließlich will frau auch mal ganz unter sich sein. Wer bei derlei "Mädelstreffen" schon immer gern mal Mäuschen spielen wollte, dürfte ebenso auf seine Kosten gekommen sein wie der mehr oder weniger abgehärtete Kenner, der aus leidvoller Erfahrung eh schon gewusst hat, wie derlei abläuft.

Beim weiblichen Teil des Publikums gab es eindeutige Signale, die auf einen hohen Wiedererkennungswert schließen ließen, so dass sich in punkto Realismus der Darbietung von Sabine Misiorny, Tanja Kornwebel, Nicole von Zons und ihres von den Damen eher als nervenden Störenfrieds wahrgenommenen "Tanzmeisters" Engin Ince nichts zu meckern geben kann.

Natürlich ist es nur ein Vorwand, wenn die Damen behaupten, zwecks körperlicher Ertüchtigung ein solches Fitness-Studio aufzusuchen. Wenn Frauen unter sich sind, gibt es halt viel zu erzählen, und dass Männer dabei stets ein Top-Thema sind, ist kein Vorurteil.

Assoziationsketten, denen Männer mit geringem Faible für "weibliche Logik" nur ungern folgen mögen, wechseln sich mit scharfsichtigen Beobachtungen und grellen Schilderungen ab - ob es nun um die Wechseljahre geht oder die verschmähte erste Liebe, die letztmals ausgiebig betrauert und dann mit einem virtuellen Tritt endgültig verabschiedet wird. Die These, wonach Frauen im Prinzip bloße Objekte ihrer Hormone und eigentlich unzurechnungsfähig sind, dürfte Männern gehörigen Ärger, wenn nicht Schlimmeres bescheren. Sind Frauen unter sich, gilt derlei fast schon als Gemeinplatz, wie sich im "Pour Femme" zeigt.

Auch hierzulande wenig bekannte Informationen liefert das Stück: Noch um einiges aufschlussreicher als die Tatsache, dass der Schweizer Kanton Appenzell-Innerrhoden 1990 als letzte Region in Europa Frauen das Wahlrecht "gewährte", waren die Reaktionen der dortigen "Herren der Schöpfung", die sich damals auch medial als in der Wolle gefärbte Steinzeit-Machos präsentierten.

(NGZ)
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