Dormagen Sekundarschüler lernen Geschichte des Jüdischen Friedhofs kennen

Dormagen · Zeitzeugin Hanni Paschek-Dahl erklärte Wissenswertes rund um den jüdischen Glauben. Starker Regenguss stoppte dann das Treffen plötzlich.

 Der Jüdische Friedhof an der Krefelder Straße ist ein stiller Ort, der Geschichte erzählt.

Der Jüdische Friedhof an der Krefelder Straße ist ein stiller Ort, der Geschichte erzählt.

Foto: G. Salzburg

Eigentlich ist das bedrohliche Donnergrollen eine passende Untermalung für diese Schulstunde am Mittwochmorgen auf dem jüdischen Friedhof an der Krefelder Straße. Heute geht es für die Sechstklässler der Sekundarschule im Religionsunterricht um das Judentum, das jüdische Leben in Dormagen - und damit selbstredend auch um den Holocaust, das entsetzlichste Kapitel der deutschen Geschichte. Als Vertreterin der letzten jüdischen Familie in Dormagen ist Hanni Paschek-Dahl als Zeitzeugin eingeladen und beantwortet ausführlich die Fragen der Schüler zum jüdischen Glauben.

Was bedeutet der Davidstern, will ein Mädchen wissen. "Das ist das Symbol des Judentums, so, wie das Kreuz für die Christen. Der Davidstern bedeutet Frieden", erklärt Paschek-Dahl. Warum liegen da Steine auf dem Grabmal? "Weil die Juden keine Blumen auf Gräbern haben. Wer seine Ehre erweisen will, legt einen Stein ab." Gabriel (12) fragt sich, ob die Juden eine eigene Schrift haben. "Ja, dieser Schriftzug hier ist hebräisch", erklärt Hanni Paschek-Dahl und zeigt auf den Gedenkstein, der neben Jahrhunderte alten, kaum mehr leserlichen Grabmalen aus dem 17. und 18. Jahrhundert steht und an die einst hier in Dormagen bestehende jüdische Gemeinde erinnert.

Der plötzlich niedergehende Platzregen beendet jäh die Diskussion, aber Religionslehrerin Brigitte Demant hofft, dass ihre Schüler von der kurzen Begegnung dennoch etwas mitgenommen haben. Sie hatte den außerordentlichen Unterrichtsort zum aktuell in Religion behandelten Thema Judentum ausgesucht. "Auf dem jüdischen Friedhof kann man deutlich Unterschiede zu einem christlich geprägten Friedhof erkennen", sagt Demant. Nüchtern und schlicht wirken die alten Gräber, ohne Schmuck und Ornament. So soll es sein im Judentum. "Der Mensch kommt einfach auf die Welt, und einfach geht er wieder von der Welt", so die Erklärung.

Hanni Paschek-Dahl nimmt sich Zeit, sie hört aufmerksam zu und geht auf die Jugendlichen ein. Sie ist dabei, wann immer es darum geht, die Erinnerung an den Holocaust in Dormagen wachzuhalten. Ihr Vater Jakob war der einzige jüdische Dormagener, der nach dem Krieg aus dem Konzentrationslager in seine Heimatstadt zurückkehrte. Andere Dahls wurden ermordet, wenige emigrierten. Ein Familienschicksal, exemplarisch für Millionen. "Vielleicht gehen die Schüler jetzt nicht mehr achtlos an der Hecke zu diesem Friedhof entlang", hofft Lehrerin Brigitte Demant, "jetzt, wo sie genauer Bescheid wissen über diesen Ort."

(NGZ)
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