Dormagen Seit 40 Jahren mit Leidenschaft Erzieher

Dormagen · Detlef Prill weiß, worauf es bei der Arbeit in einer Kindertagesstätte ankommt: auf feste Regeln, Wertevermittlung und vor allem auf die pädagogischen Fachkräfte. Seit 40 Jahren ist er Erzieher und sagt: "Ich liebe meine Arbeit."

Das Klischee vom Mann in einem Frauenberuf langweilt Detlef Prill. Es ist ihm auch ziemlich egal, denn der 60-Jährige fühlt sich wohl. "Die Tage, an denen ich mal nicht so gern zur Arbeit gegangen bin, kann ich an einer Hand abzählen", sagt er. Nicht schlecht, denn immerhin hat Prill mittlerweile 40 Berufsjahre hinter sich. Dabei sah es zunächst gar nicht so aus, als würde er die "soziale Schiene" wählen. Denn Prill, der in Dormagen aufgewachsen ist und heute mit seiner Familie in Neuss wohnt, zog es mit 18 Jahren erst einmal zur Bundeswehr. Zwölf Jahre verpflichtete er sich. "Das sehe ich heute schon kritisch", sagt er.

Als ihm klar wurde, dass er dort nicht ein Leben lang bleiben wollte, war sein Plan, eine Beamtenlaufbahn einzuschlagen. Ein Ausbilder an der Bundeswehrfachschule erkannte dann Prills wahres Talent: "Sie sind der geborene Erzieher." Das war ihm selbst keinesfalls bewusst. "Daraufhin machte ich einen Hospitationstag und danach wusste ich - ja, das will ich machen", erzählt er und setzt hinterher: "Es ist einfach toll, mit Kindern zu arbeiten." Und dass auch die Kleinen ihn mögen, wird deutlich, wenn er sein Büro verlässt. Dann hängen sie gleich wie Kletten an ihm, so dass er kaum einen Schritt gehen kann. Prill ist seit 1995 Leiter der evangelischen Kindertagesstätte "Villa Kunterbunt" und mittlerweile auch Leiter des Familienzentrums am Chorbusch, zu dem ebenso die Kita "Die kleinen Strolche" nebenan gehört.

Das Besondere der "Villa Kunterbunt": Dort gibt es noch einen Hort. "Die wurden ja eigentlich im Rahmen der Offenen Ganztagsschulen-Gründungen nach und nach abgeschafft", sagt Prill. Nicht so in der "Villa". Von den 90 Kinder, die dort betreut werden, sind 45 Hortkinder. "In unseren Hort gehen Kinder aus dem ganzen Stadtgebiet, die in den OGS nicht so gut zurechtkommen. Da arbeiten wir sehr eng mit dem Jugendhilfebereich zusammen", erklärt Prill. Für ihn beruht eine erfolgreiche pädagogische Arbeit vor allem auf drei Säulen: dem gut ausgebildeten Personal, Regeln sowie der Vermittlung von Werten. Neben dem Familienzentrum am Chorbusch ist Prill Leiter der evangelischen Kita "Sonnenblume" mit weiterem Standort an der Christoph-Rensing-Schule. Daher ist er auch involviert in die Planungen für den "Lernort Horrem". Zudem ist der Jubilar Vorsitzender der Mitarbeitervertretung des Vereins "Evangelisches Sozialwerk Dormagen", Träger der Einrichtungen.

200 Gäste waren zur Feier seines 40-Jährigen gekommen. Es gab Aufführungen der Kinder, Lieder der Eltern, viele Reden und Dankesworte. "Ich war wirklich gerührt", sagt Prill, denn alles hatten seine Kollegen vorbereitet. Sein Plan ist nun, 2020 in Rente zu gehen. Ob er dann loslassen kann, wird sich zeigen. Loslassen konnte er jedenfalls im vergangenen Jahr nicht als Handball-Trainer. "Nach drei Monaten kam der Hilferuf und ich war wieder da", sagt er und lacht. Zwei Mal pro Woche trainiert er in Mönchengladbach eine Handball-Damenmannschaft.

(NGZ)
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