Dormagen Sehbehinderte brauchen Ampel-Töne

Dormagen · Mit einer Unterschriftenliste möchte die Sehbehinderten-Selbsthilfegruppe erreichen, dass die Ampeln in Dormagen mit einem "Blinden-Signal" ausgestattet werden. Die Stadt bestätigt den Bedarf. Der Austausch der Technik wird geprüft.

 Elisabeth Fittgen an einer Ampel an der Haberlandstraße. Sie fordert akustische Signale zur Unterstützung für Sehbehinderte.

Elisabeth Fittgen an einer Ampel an der Haberlandstraße. Sie fordert akustische Signale zur Unterstützung für Sehbehinderte.

Foto: L. Berns

Eine piepende Tonfolge signalisiert den Fußgängern, dass die Ampel Grünlicht zeigt und sie die Straße gefahrlos überqueren können. Wer am nördlichen Ende der Kölner Straße über die Florastraße Richtung Krefelder Straße geht, kennt dieses Geräusch, das für Passanten ohne Augenprobleme nur eine Nebensache ist, für Sehbehinderte jedoch unerlässlich, um die grüne Ampelphase richtig einschätzen zu können. Daher hat sich nun Elisabeth Fittgen, Vorsitzende der Dormagener Selbsthilfegruppe für Sehbehinderte, mit einen Antrag an Bürgermeister Erik Lierenfeld gewandt und um eine Umrüstung aller Ampelanlagen auf "taktile und akustische Blindensignalisierung" gebeten.

Dormagen: Sehbehinderte brauchen Ampel-Töne
Foto: "Tinter, Anja (ati)"

"Das wäre für uns Sehbehinderte eine große Erleichterung", erklärte die engagierte Gründerin der Selbsthilfegruppe. Denn während es auch für Leute mit guten Augen bei grellem Sonnenlicht oft schwierig ist, die Ampelphasen zu entscheiden, haben Sehbehinderte dann gar keine Chance. "Auch Blinzeln oder den Standort wechseln, bringt uns nicht viel", erklärt Fittgen. Durch die hörbaren Signale sei das dann viel einfacher und würde die Dormagener mit schlechten Augen darin bestärken, so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben zu führen. "Denn wer sich draußen nicht sicher fühlt, weil er nicht genug erkennt, bleibt oft zu Hause und nimmt nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teil", erläutert Fittgen, die auch Vorsitzende der CDU-Senioren-Union ist. Da wäre eine Querungshilfe, zu der auch "taktile Signale" wie Vibrationen am Tastschalter gehören können, gut. Mit Hilfe von aussendenden Klopf-Geräuschen zur Orientierung sind an den Ampeln die Tastschalter zu finden, mit denen die Sehbehinderten das Grün-Signal, das nachts wegen des Anwohnerschutzes leiser ist, anfordern. Ertastbare Markierungen an der Fahrbahn können Blinde und Sehbehinderte zusätzlich unterstützen.

Mehr als 30 Personen haben den Antrag der Dormagener Sehbehinderten-Selbsthilfegruppe unterschrieben. "Das ist uns ein großes Anliegen, dass so viele Ampeln so schnell wie möglich umgerüstet werden", betonte Elisabeth Fittgen.

Bürgermeister Lierenfeld hat bereits Bereitschaft signalisiert, die Sehbehinderten-Selbsthilfegruppe zu unterstützen. "Wir sehen den Bedarf für Verbesserungen und prüfen den Austausch", sagte der Pressesprecher der Stadt Dormagen, Harald Schlimgen, gestern auf Anfrage unserer Redaktion. Jetzt komme es darauf an, dass die Ampeln ermittelt werden, die in nächster Zeit sowieso ausgetauscht oder repariert werden müssen.

Fittgen, die 2008 die Selbsthilfegruppe gegründet hatte, freut sich über die zugesagte Unterstützung: "Unser Antrag, für den mein CDU-Fraktionskollege Hermann Harig die technischen Daten geliefert hatte, wurde in der Verwaltung wohlwollend zur Kenntnis genommen." Auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke habe seine Unterstützung bekundet und den Antrag an die anderen Städte und Gemeinden im Rhein-Kreis weitergeleitet. Neben Dormagen sei bereits aus den Rathäusern in Kaarst und Jüchen eine positive Rückmeldung gekommen, so Fittgen: "Sie wollen dieses Anliegen der betroffenen Sehbehinderten und Blinden in entsprechende Planungen einbeziehen."

(NGZ)
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