Serie Jungbauern In Dormagen Rheinfelder setzt nicht nur auf ein Pferd

Rheinfeld · Der 26-jährige Bernhard Nauen setzt eine Familientradition fort und wirtschaftet auf demselben Hof wie schon sein Urgroßvater. Haupteinnahmequelle sind Pensionspferde, doch auch der Ackerbau wird nicht vernachlässigt.

 Bernhard Nauen beherbergt auf dem Weidenpescher Hof zurzeit 75 Pensionspferde. Seit sieben Jahren steht der 26-Jährige in der Verantwortung.

Bernhard Nauen beherbergt auf dem Weidenpescher Hof zurzeit 75 Pensionspferde. Seit sieben Jahren steht der 26-Jährige in der Verantwortung.

Foto: Berns

Schaut man auf seine Familiengeschichte, so scheint es fast unausweichlich, dass Bernhard Nauen Landwirt werden musste. Vater Hubert Nauen ist Pferdebauer mit eigenem Hof in Tönisvorst, Mutter Annegret Nauen-Engels ein Mädchen vom Weidenpescher Hof in Rheinfeld.

Zwischen beiden Höfen wuchs Bernhard Nauen auf, ging mit 16 in die Lehre zum Landwirt und übernahm drei Jahre später das Ruder auf dem Hof in Rheinfeld, den bis dahin Großvater Heinz-Cornelius Engels geführt hatte. "Landwirt ist ein sehr vielfältiger Beruf, jedes Jahr, jeden Tag gibt es Neues, auf das man sich einstellen muss", erklärt der 26-Jährige, weshalb eine andere Profession für ihn nie zur Debatte stand.

Er schätzt die Freiräume, die der Beruf bietet, weiß aber auch um die Disziplin, die ein Bauer braucht: "Wenn ich sonntags auf dem Trecker sitze, mache ich das, weil es sein muss, nicht, weil ich nicht gerne mit Freunden unterwegs wäre." Was es bedeutet, auf unerwartete Entwicklungen zu reagieren, das hat Nauen schon als Kind erfahren. In den 1990er Jahren zwang der BSE-Skandal um verseuchtes Rindfleisch seinen Großvater zum Umdenken. Die Mastbullen, die bis dahin die Stallungen auf dem Weidenpescher Hof bevölkert hatten, wichen mehr und mehr Pferden, die Reiter aus den benachbarten Großstädten dort unterstellten. "Es war ein gleitender Übergang", erinnert sich Bernhard Nauen. Heute stehen 75 Pferde im Pensionsstall Weidenpescher Hof, der mit zwei Reithallen und einer ovalen Führanlage von der Vollpension mit täglichem Weideservice bis hin zum Pferdesolarium allen erdenklichen Komfort bietet.

"Wir verpflegen die Pferde komplett aus unserem eigenen Betrieb", erzählt der Jungbauer, denn der Ackerbau mit Weizen, Gerste, Hafer, Mais, Zuckerrüben, Kartoffeln (für die Industrie, die daraus Tiefkühl-Pommes macht) und Dauergrünland zur Heugewinnung ist ein weiteres Standbein des Hofes. Zwei Bereiche, die zueinander passen und sich in einem Kreislauf ergänzen: Der Pferdemist landet komplett als Dünger auf dem Feld.

Nauen, der nach zweijährigem Studium mittlerweile staatlich geprüfter Agrarwirt ist, würde nie nur auf das sprichwörtliche eine Pferd setzen. "Ein schlechtes Jahr im Weizen kann man wegstecken, wenn es anderweitig aufgefangen wird", sagt er und illustriert auch gleich, wie schwankend das Bauern-Business ist: "In einem Jahr haben wir für eine Tonne Kartoffeln 25 Euro bekommen, im nächsten Jahr nur noch zwei Euro."

Nauen hat zwei Schwestern, die eine ist Steuerberaterin, die andere angehende Betriebswirtin. Auch Cousinen und Cousins haben Wege fernab der Landwirtschaft eingeschlagen. Bernhard Nauen aber wirkt am richtigen Fleck, wenn er in der Tür des Hofes steht, auf dem schon seit Urgroßvater gewirtschaftet hat. Seit sieben Jahren steht er in der Verantwortung für den Weidenpescher Hof und man merkt, er hat seine Lebensaufgabe gefunden. Nauen grinst: "Es ist relativ stressig, aber man kriegt es geregelt."

(NGZ)
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