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Dormagen Rathaus setzt auf einfache Sprache

Dormagen · Die Stadt informiert ab sofort auf ihrer Internetseite in leicht verständlicher Sprache über Themen rund um Kinderbetreuung und Unterstützungsangebote für Eltern. Sie kooperiert dabei mit der Lebenshilfe.

 Dieses Logo kennzeichnet Texte mit leichter Sprache.

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Foto: Inclusion Europe

Das Ausfüllen der Steuererklärung oder eines Kreditvertrages ist für viele Menschen mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, weil sie über schier unendlich viele komplizierte Sätze und Wörter stolpern. "Im Alltag begegnen uns immer wieder schwer verständliche Informationen, Nachrichten, Wegweiser oder Informationen im Internet", sagt Michaela Holzberg. Sie ist Fachkraft für Leichte Sprache im Team der Lebenshilfe des Rhein-Kreises Neuss, die in Nievenheim ein Büro gegründet hat, um schwere Texte in eine leichte Sprache zu übersetzen. Jüngste Kundin ist die Stadt Dormagen. Sie setzt auf ihrem Weg, Barrieren im Alltag abzubauen, einen weiteren Meilenstein und stellt ab sofort auch Texte in "Leichter Sprache" auf ihre Internetseite. "Wir wollen es einer großen Gruppe von Mitbürgern ermöglichen, dass sie sich in Zukunft besser über für sie wichtige Themen informieren kann."

Konkret sieht das auf der Internetseite der Stadt jetzt so aus: Wer den (am obersten Rand der Seite eher versteckt platzierten) Button "Leichte Sprache" anklickt, findet zum Beispiel die Rubrik "Bürger-Beteiligung: Ich habe eine Idee". Dort wird der Besucher von Bürgermeister Erik Lierenfeld begrüßt, der gleich das "Rat-Haus" erklärt: "Im Rat-Haus ist die Stadt-Verwaltung. Ich bin Chef von der Stadt-Verwaltung. Mein Büro ist im Rat-Haus." Weiter heißt es dort: "Wir wollen, dass sie mit-machen. Das schwere Wort dafür ist: Beteiligung. Das heißt: Alle machen mit." Das in Rot geschriebene Wort Beteiligung kann angeklickt werden und es wird erklärt.

Das Büro für Leichte Sprache der Lebenshilfe übersetzt verschiedenste Texte "anhand von ca. 40 Leichte-Sprache-Regeln vom gleichnamigen Netzwerk", erklärt Michaela Holzberg. Die Regeln fordern große Schrift und kurze Sätze. "Fremdwörter sind zu meiden oder zu erklären. Des Weiteren werden lange, zusammengesetzte Wörter durch einen Bindestrich getrennt." Bei der Lebenshilfe, die ihren speziellen Übersetzungsservice gegen Geld gewerblich anbietet, gibt es geschulte Prüfgruppen, die sich um die Texte kümmern.

Die Stadt hat in einem ersten Schritt als Schwerpunkt Texte rund um die Themen Kinderbetreuung und Unterstützungsangebote für Eltern übersetzen lassen. Unter Federführung der städtischen Fachbereichsleiterin für Bürger- und Ratsangelegenheiten, Ellen Schönen-Hütten, werden unter anderem die Angebote der Kindertagesstätten, Familienzentren und im Bereich der Tagespflege dargestellt. Dort heißt es zur Frage "Haben Sie Kinder und wollen trotzdem arbeiten gehen?" in einfacher Sprache: "Viele Eltern müssen oder möchten arbeiten gehen. Das ist wichtig für Eltern. Damit Eltern genug Geld verdienen. Genug Geld für ein gutes Leben. Für sich und und ihre Kinder. Es ist nicht einfach: Wenn Mutter und Vater arbeiten gehen. Und gleichzeitig das Kind versorgt werden muss."

Die Zahl der Menschen, die Probleme mit dem Verstehen von Texten haben, ist groß und geht, so die Lebenshilfe, in Deutschland in die Millionen. "Das kann mit der gesundheitlichen Situation oder dem Alter zusammenhängen", sagt Schönen-Hütten. "Auch für Zuwanderer, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, ist Leichte Sprache eine wertvolle Hilfe." Bürgermeister Lierenfeld kündigt an, dieses Angebot schrittweise auszubauen. "Wenn wir 2018 das Begleitbuch neu auflegen, das alle frisch gebackenen Eltern in Dormagen erhalten, wird es darin ebenfalls einen umfangreichen Abschnitt in Leichter Sprache geben."

(NGZ)
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