Dormagen Räume und Lehrer für Integration gesucht

Dormagen · Aktuell nehmen 75 Asylbewerber an den bei der Volkshochschule laufenden Sprachkursen teil. Im Mai startet für 22 Flüchtlinge ohne jegliche Vorkenntnisse ein neuer Kursus. Zu über 400 Asylsuchende gibt es keinen Kontakt.

Es scheint ein wenig wie der Kampf gegen Windmühlen, doch die Mitarbeiter der Volkshochschule nehmen ihn auf. Worum es geht? Um die Integrationskurse, die seit einigen Monaten einen regen Zulauf erfahren. 775 Flüchtlinge leben zurzeit (Stand 11. Februar) in Dormagen, dazu weitere 133 Menschen in der Landesnotunterkunft "Beethovenstraße".

75, so die Auskunft der bei der VHS zuständigen Fachbereichsleiterin Stefanie Heydenreich, besuchen aktuell einen Integrationskurs. Angeboten werden die Kurse in sechs Modulen. Jedes umfasst 100 Unterrichtsstunden (45 Minuten). "Ziel ist laut europäischem Referenzrahmen das Level B1 zu erreichen", erklärt Heydenreich. Heißt konkret: Die Teilnehmer müssen in der Lage sein, die Sprache, in diesem Fall die deutsche, selbständig anwenden zu können. "Den Abschluss B1 muss man vorweisen, um eine Einbürgerung beantragen zu können", so Heydenreich. Bis dahin ist es ein weiter Weg, und das nicht nur, was die Anzahl der Schulstunden angeht.

Denn bevor die Asylbewerber überhaupt an einem der Kurse teilnehmen können, benötigen sie eine Bescheinigung - entweder vom Bundesamt für Migration oder aber über die Kommune (Familienpass in Kombination mit einer Bescheinigung über die Aufenthaltsgestattung oder aber eine Bescheinigung über die Anmeldung als Flüchtling). "Bevorzugt einen Platz in einem der Kurse erhalten diejenigen, die die Förderung über das Bundesamt bekommen, weil sie als Asylbewerber mit Bleibeperspektive eingestuft sind", führt Heydenreich weiter aus. Das seien Menschen aus dem Iran, dem Irak, aus Eritrea und Syrien. Das bekannte Problem: Die Anträge können nicht so schnell bearbeitet werden, wie sie eingehen. "Daher soll die Zahl der Mitarbeiter des Bundesministeriums ja auch aufgestockt werden", sagt die VHS-Fachbereichsleiterin.

Dennoch geht die Arbeit vor Ort weiter und das Bemühen, möglichst viele Menschen unterzubringen. So startet für 22 Flüchtlinge im Mai ein neuer Kuruss, Modul 1 ohne jegliche Vorkenntnisse. "54 stehen auf einer Warteliste, 130 weitere haben bis Mitte April bei uns einen Beratungstermin", sagt Heydenreich - und: "Zu 417 Asylsuchenden in Dormagen haben wir noch keinen Kontakt." Das könne verschiedene Gründe haben: Sie lernen Deutsch in den mittlerweile sechs "Café Grenzenlos" im Stadtgebiet, wo Ehrenamtler unterrichten, oder aber sie werden/wollen nicht lange in Dormagen bleiben. Doch was auch immer die Gründe sind, eins ist klar: Kämen alle zur VHS müssten 20 bis 25 weitere Kurse eingerichtet werden. "Das ist utopisch. So viele zusätzliche Räume und Lehrkräfte würden wir nicht finden", sagt Stefanie Heydenreich und fügt hinzu: "Es kann aber auch keiner erwarten, dass wir diesem Andrang in kürzester Zeit Herr werden." Neben denjenigen, denen die Sprachkurse (von Stadt oder Bundesministerium) bezahlt werden, gebe es im übrigen auch Selbstzahler, so die Volkshochschul-Mitarbeiterin.

(NGZ)
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