Dormagen Protestanten feiern Karnevalsgottesdienst

Dormagen · Eigentlich ist der Fasteleer eher in der katholischen Kirche beheimatet, doch in Dormagen hat er sich auch in der Evangelischen Kirchengemeinde etabliert. Pfarrer Frank Picht wird dabei von Michael und Silke Dries unterstützt.

Der frühere Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner galt nicht gerade als großer Freund von jecken Tönen in Gottesdiensten und Messen in Mundart. Vielleicht lag es auch daran ein bisschen, dass die Evangelische Kirchengemeinde Dormagen vor einigen Jahren zur Organisation ihres ersten Karnevalsgottesdienstes kam - "wie die Jungfrau zum Kinde".

So empfand es Pfarrer Frank Picht, als ihn die KG "Ahl Dormagener Junge" ansprach, weil es in der katholischen Kirche zwischenzeitlich Hürden für närrisch angehauchte Zeremonien gab. Dabei gehörten (und gehören längst wieder) Mundart-Gottesdienste zum Standardprogramm bei den Katholiken. "Protestanten haben mit Karneval dagegen eigentlich wenig am Hut", sagt Picht. Trotzdem sagte er zu - "unter der Bedingungen, dass wir kein Notstopfen sind, sondern den Karnevalsgottesdienst dauerhaft feiern können". So ist es gekommen: Am Karnevalssonntag, 7. Februar, findet ab 10 Uhr in der Christuskirche "zum wahrscheinlich siebten Mal" (ganz sicher ist sich der Pfarrer nicht) ein Karnevalsgottesdienst statt. Vorbereitet wird er von Picht, Presbyter Michael Dries, dessen Frau Silke und Gemeindehausmeister Rainer Zaun. Zudem helfen weitere Ehrenamtler mit.

Anfangs habe er das "Projekt" als Wagnis betrachtet, gesteht Picht: "Allerdings hatte ich zuvor schon öfter mit einem Gottesdienst mit mundartlichen Passagen geliebäugelt. Schließlich sind nach dem Zweiten Weltkrieg viele Menschen aus Ostpreußen und Pommern in unsere Gemeinde zugewandert." Deren Mundarten in einem Gottesdienst hätten deutlich machen können, aus welchen Landschaften die Gemeindeglieder kommen. Nach der Fastelovends-Premiere in der Kirche konnte der Pfarrer indes entspannt sein. Denn es waren etliche Besucher erschienen, vor allem viele kostümierte Familien. Im Laufe der Zeit gab es auch Kurioses: zum Beispiel eine Taufe, bei der der Taufpate als "Mafia-Pate" verkleidet erschien und in bester Marlon-Brando-Manier eine weiße Stoffkatze dabei hatte, wie sich Picht schmunzelnd erinnert. Er legt Wert darauf, dass es sich trotzdem grundsätzlich um einen ganz normalen Gottesdienst mit allen liturgischen Elementen handelt: "Wir lassen nichts weg." Im Übrigen sei es "ur-lutherisch, die Leute reden zu lassen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist", fügt der Geistliche hinzu.

Michael Dries hat den Karnevalsgottesdienst in der Christuskirche in der Session 2009/2010 als Prinz erlebt. Und auch diesmal wird das amtierende Dormagener Dreigestirn mit dabei sein. Dries spricht unter anderem die Texte ab und verteilt Fürbitten an kölsch-sprechende Redner. Auch Evangelium, Gebete und Glaubensbekenntnis werden in Mundart vorgetragen bzw. gesprochen. Kantorin Christine Marx spielt kölsche Lieder auf der Orgel.

Ausklang ist hinterher im Gemeindesaal - mit Auftritt der Tanzgarde, Getränken sowie von Willi Kranz gespendeten Berliner Ballen.

(NGZ)
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