Dormagen Pogrom-Gedenken mit Bildern aus der Hölle

Dormagen · Auf dem jüdischen Friedhof und mit der Eröffnung einer Ausstellung der Künstlerin Charlotte Horn wurde in Zons an die Opfer erinnert.

 Auch Beyza Akdas und Raphael Schomers aus der Realschule Hackenbroich (Mitte) erinnerten mit Wortbeiträgen an die Opfer der Pogromnacht.

Auch Beyza Akdas und Raphael Schomers aus der Realschule Hackenbroich (Mitte) erinnerten mit Wortbeiträgen an die Opfer der Pogromnacht.

Foto: Salzburg

Es waren Worte und Bilder aus der Hölle, die sich gestern Abend vor den Anwesenden ausbreiteten, als Schüler der Realschule Hackenbroich und des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums sowie Heidi Ruetz und Uwe Schunder vom Partnerschaftsverein Dormagen-Kiryat Ono an die Grauen der Judenpogrome in der Nacht zum 10. November 1938 und an das Leiden der Menschen in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten erinnerten. Die Beiträge zur Gedenkveranstaltung für die Opfer des Naziterrors, die diesmal auf dem jüdischen Friedhof in Zons stattfand, gingen unter die Haut - besonders ein Gedicht von Nelly Sachs (Engel der Bittenden, vorgetragen und interpretiert von den BVA-Gymnasiastinnen Clara Wedemeyer und Alexandra Brand) und ein von Heidi Ruetz gesprochenes jüdisches Gebet. Bürgermeister Erik Lierenfeld dankte den etwa 70 Teilnehmern, die trotz nass-kalten Wetters zum Friedhof gekommen waren. Er mahnte zu Toleranz und warb für Zivilcourage. "Aufstehen - nicht sitzen bleiben! Mund aufmachen und Stellung beziehen - nicht staunend zusehen!" lautete sein eindringlicher Appell an alle, wenn Menschen ausgegrenzt, diffamiert und diskriminiert werden.

Begleitend zum Gedenken an die Pogromnacht wurde in der Tourist-Info an der Zonser Schloßstraße eine Ausstellung der Rommerskirchener Künstlerin Charlotte Horn eröffnet. Unter dem Titel "Die Würde des Menschen ist unantastbar" präsentiert die 60-Jährige dort bis 30. November 24 Graphitzeichnungen, die genau diesen Leitsatz auf ergreifende Weise in Zweifel ziehen. Denn die Bilder thematisieren den Holocaust und das unfassbare Elend in den KZ der Nationalsozialisten. Die Darstellungen sind drastisch; erhängte Menschen, ein Kind, das von einem Nazi-Schergen wie ein Tier auf seine rassischen Eigenschaften hin begutachtet wird, nackte Leiber, eingefallene Gesichter hinter Stacheldraht. Eine Vielzahl dieser Werke hat Charlotte Horn in ihrem 2012 erschienenen Buch "Gedanken und Bilder zum Holocaust" kommentiert. Ein Exemplar befinde sich in der Bibliothek der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, berichtet die Künstlerin. Und ergänzt: "Yad Vashem hat mir bescheinigt, dass Bilder aus meinen Holocaust-Zyklen digital dort vorliegen und zum Beispiel zu Studienzwecken verwendet werden können."

Das Thema habe sie ihr ganzes Leben lang begleitet, erzählt sie. Auch schon in ihrer Kindheit, als sie im fränkischen Georgensgmünd bei Nürnberg oft an einem jüdischen Friedhof vorbeikam. Ihre Fragen, was denn mit den Nachkommen der dort Begrabenen sei, blieben unbeantwortet. Später begegnete sie mehrfach Opfern des Naziterrors.

Horn, die eigentlich Juristin ist, begann schon als Kind mit der Malerei. Neben den Rechtswissenschaften studierte sie Kunst und Kunstgeschichte an den Universitäten Duisburg-Essen, Düsseldorf und Köln. Seit 1993 stellt sie mehr oder weniger regelmäßig aus - im Rhein-Kreis, aber auch in Köln, in Frankreich und Belgien. Neben Graphitbearbeitungen gehören vor allem Bilder in Acryl und Öl zu Horns Fundus. Info: www.kunst-horn.de

(NGZ)
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