Dormagen Opernsängerin gründet Chor mit Flüchtlingen

Dormagen · Constanze Schumacher möchte ein Ensemble aufbauen, in dem Musik kulturelle Grenzen überwindet. Das erste Treffen ist am Dienstag.

 Die Opernsängerin und Gesangspädagogin Constanze Schumacher hofft auf viele Mitsänger in ihrem neuen Chor - auch aus anderen Kulturkreisen.

Die Opernsängerin und Gesangspädagogin Constanze Schumacher hofft auf viele Mitsänger in ihrem neuen Chor - auch aus anderen Kulturkreisen.

Foto: G. SALZBURG

Wer Constanze Schumacher zum ersten Mal begegnet, kann sich schnell ein Bild davon machen, dass sie geradezu prädestiniert ist für die Aufgabe, die sie sich selbst gestellt hat. Und das hat nicht nur mit ihrer fachlichen Kompetenz zu tun, sondern mehr noch mit ihrem Auftreten. Freundlich, aufgeschlossen, zugewandt wirkt die Opernsängerin, Gesangspädagogin und Chorleiterin - ideale Voraussetzungen, auch Menschen anzusprechen, die aus einem anderen Kulturkreis nach Deutschland gekommen sind und sich hier noch fremd fühlen.

Schumachers Plan: Sie möchte einen neuen Chor im Bereich Delhoven/Hackenbroich aufbauen, in den auch Asylsuchende, etwa aus der Unterkunft an der Elsa-Brandström-Straße, integriert werden sollen. "Singing all together - singing just for joy" ("Gemeinsam singen - Singen nur aus Freude") soll das Motto in Anlehnung an einen Kanon lauten. Das erste Treffen für Interessierte ab einem Alter von etwa 16 Jahren soll am kommenden Dienstag (8. September, 19.30 Uhr) in der Matthäuskirche in Delhoven (Pfauenstraße) stattfinden. Musikalische Vorkenntnisse oder Erfahrungen seien nicht vonnöten, sagt Schumacher, die mit dem evangelischen Pfarrer Martin Fröhlich verheiratet ist und in Stürzelberg lebt. "Alle, die mitmachen möchten, sind willkommen. Ich bin davon überzeugt, dass fast jeder singen lernen kann", meint die 53-Jährige. Und dass Musik Grenzen überwinden hilft - gerade im zwischenmenschlichen Bereich.

Die Idee, Flüchtlinge in ihr Projekt einzubinden, hat auch mit Schumachers Anliegen zu tun, diesen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. "Das Thema Integration interessiert und beschäftigt mich schon seit langem. Oft ist es ja so, dass die Einheimischen in der Rolle des Gebenden und die Asylsuchenden in der des Nehmenden sind. Das Programm in einem Ensemble gestalten dagegen alle zusammen. Außerdem kostet Singen nichts", erklärt Constanze Schumacher - ein großer Vorteil für Menschen, die über sehr wenig Geld verfügen können wie die meisten Migranten.

Schumacher geht fest davon aus, dass Beziehungen, wie sie zum Beispiel beim gemeinsamen Musizieren entstehen, maßgeblich dazu beitragen, Ängste und Unsicherheiten abzubauen - auf Seiten der Einheimischen und auf Seiten der Flüchtlinge.

Trotz des Ansatzes der Flüchtlingsintegration hat die Chorleiterin durchaus einen fachlichen Anspruch - an sich und an die Mitwirkenden. Das Projekt sei nicht als "Sozialstation" zu verstehen: "Ich möchte schon, dass die Qualität wächst, wie in jedem anderen Chor auch." Inhaltlich schwebt ihr ein gemischtes Repertoire aus modernen und traditionellen, regionalen und internationalen Stücken vor.

Und ihr grundsätzliches Ziel? Schumacher lächelt: "Dass die Migranten von heute in zehn Jahren hier Arbeit und eine Heimat gefunden haben und immer noch zu den Chorproben kommen."

(NGZ)
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