Dormagen Neue Leiterin will "Alte Apotheke" ausbauen

Dormagen · Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen finden im Netzwerk "Alte Apotheke" Beratung und Hilfe. Die neue Leiterin Anna Hölscher möchte Begegnungen mit Dormagenern schaffen.

Der Raum strahlt eine fröhliche Atmosphäre aus, Bilder an den Wänden sorgen für Farbtupfer, und hinter der Theke erinnern die glänzenden alten Apothekenschränke an die vorherige Nutzung des Gebäudes: Das Café des Netzwerks "Alte Apotheke" an der Kölner Straße 30, gleich neben der Kirche St. Michael, ist von montags bis freitags ab 13 Uhr bis 17 Uhr ein Anlaufpunkt für Menschen mit und ohne Behinderung. "So soll das auch sein: Jeder kann einfach mal im Café hereinschauen, für kleines Geld einen Kaffee trinken, den selbst gebackenen Kuchen probieren und sich mit anderen unterhalten", weist Anna Hölscher auf das niederschwellige Angebot hin. Seit Juni ist die 33-Jährige kommissarische Leiterin des Netzwerks "Alte Apotheke" - und das mit viel Engagement und Freude.

Sie möchte gern Begegnungen mit Dormagenern schaffen. Hölscher sieht das Netzwerk der St.-Augustinus-Behindertenhilfe, das Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen bei der Bewältigung ihres Alltags hilft, als "Teil von Dormagen". Daher war es für sie auch selbstverständlich, die Stadt Dormagen bei der Stadtwette gegen das Radio NE-WS 89.4 zu unterstützen: Und so trugen 15 als Seeräuber verkleidete Besucher des Netzwerks "Alte Apotheke" dazu bei, dass mehr als 100 "Piraten" am Dormagener Schützenhaus gezählt wurden. "Der Ausflug hat allen viel Spaß gemacht", berichtet die gebürtige Düsseldorferin, die in Kaarst heimisch geworden ist. Bei den St.-Augustinus-Kliniken hat sie eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert und zunächst im geschützten Wohnbereich gearbeitet, dann im offenen Wohnhaus in Korschenbroich. Sie hat sich in psychiatrischer Fachpflege weiterqualifiziert, Praktika in Berlin und in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Süchteln bewältigt.

Von der Arbeit im Netzwerk "Alte Apotheke" ist Anna Hölscher schlichtweg begeistert: "Es ist wichtig, dass gerade psychische Erkrankungen entstigmatisiert werden", betont die 33-Jährige. Mit viel Enthusiasmus will sie den Vorurteilen begegnen: "Besucher sollen erkennen, dass Begegnungen mit psychisch Kranken nicht weh tun, dass sie genauso nett sein können wie andere auch."

Im Café arbeitet eine Kollegin und Anna Hölscher mit 25 Prozent ihrer Stelle, im Netzwerk selbst sind acht Mitarbeiter und ein Zivi beschäftigt - und viele Ehrenamtler, die mit den Klienten und Besuchern kochen, in der Gruppe "Quermaler" Kunst erschaffen, am Computer arbeiten, Gesellschaftsspiele spielen oder einfach "nur quatschen". "Das bedeutet auch ein Stück Teilhabe an der Gesellschaft", sagt Hölscher, die American Football in Neuss spielt. Kontakte zu knüpfen sei wichtig, sowohl für Menschen in Betreuten Wohngruppen, als auch für diejenigen in stationärer Unterbringung: "Das hilft enorm." Auch ihr großer Hund war bereits zweimal zur großen Freude der Besucher mit in Dormagen. Mit der Seelsorgerin Susanne Tillmann organisiert Anna Hölscher am 21. September eine Mitmach-Vernissage, bei der jeder sich kunstvoll betätigen kann.

(NGZ)
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