Dormagen Neue Großanlage stärkt Chemiestandort

Dormagen · Das Unternehmen Air Liquide hat gestern mit einem Festakt die Inbetriebnahme des 100 Millionen Euro teuren Steam-Reformers zur Herstellung von Wasserstoff und Kohlenmonoxid gefeiert. Der Reformer versorgt die BMS-TDI-Anlage.

 In der neuen Großanlage entstehen insgesamt 20 neue Arbeitsplätze. Gestern ging die Anlage in Betrieb.

In der neuen Großanlage entstehen insgesamt 20 neue Arbeitsplätze. Gestern ging die Anlage in Betrieb.

Foto: Air Liquide

Im Prinzip ist es ein Nachbarschaftsprojekt: Nachdem Bayer MaterialScience (BMS) im Dezember 2014 in Anwesenheit von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft seine TDI-Anlage an den Start gebracht hat, wurde gestern im Chempark Dormagen die Inbetriebnahme einer weiteren gigantischen Produktionsstätte direkt daneben gefeiert: Air Liquide eröffnete dort offiziell seinen neuen Steam-Reformer.

Der erzeugt aus Erdgas und Dampf sogenanntes Spaltgas und daraus Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Alleiniger Abnehmer des Kohlenmonoxids ist BMS, das diese Moleküle rund um die Uhr für die Herstellung von Toluylen-Diisocyanat (TDI), einem wichtigen Zwischenprodukt für die Kunststoffindustrie, benötigt. Der Wasserstoff geht über Fernleitungen auch an andere Kunden von Air Liquide im Land.

Klaus Schäfer, bei BMS Leiter des globalen Ressorts Industrial Operations, gratulierte Thomas Pfützenreuter, dem Vorsitzenden der Air Liquide Deutschland GmbH, und wünschte "hohe Verfügbarkeit der Anlage" - auch im eigenen Interesse. 120.000 Tonnen Kohlenmonoxid soll der Steam-Reformer jährlich für BMS herstellen, hinzu kommen insgesamt rund 22.000 Tonnen Wasserstoff im Jahr.

"Die Partnerschaft von Air Liquide und BMS wird durch dieses Großprojekt gefestigt", urteilte Pfützenreuter. In NRW entstehe eine Chemieinfrastruktur auf höchstem Niveau, in ihren Interaktionen seien die zugehörigen Unternehmen mit der Kommunikationsstärke und der Schnelligkeit des weltweiten Netzes vergleichbar: "Wir bauen an einem Internet der Moleküle." Ähnlich sieht das Chempark-Leiter Ernst Grigat. "Das Zauberwort heißt auch hier wieder 'Verbund', betonte Grigat, erklärter Anhänger solcher Strukturen und somit auch der Zusammenarbeit von Air Liquide und BMS. Der Verbundgedanke gelte im Übrigen an allen Chempark-Standorten. Dies sei sinnvoll. "Schließlich gibt es in der Chemie oft Koppelprodukte", erklärte der Chempark-Leiter.

Zu den Gästen im eigens für den festlichen Anlass errichteten Zelt an der Römerziegelei gehörte neben Zulieferern, Kunden und anderen Partner von Air Liquide der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Garrelt Duin. Bevor er sich auf den Weg nach Köln zur Trauerfeier für die Opfer der German Wings-Flugzeugkatastrophe machte, lobte er die 100-Millionen-Euro-Investition als "elementar für die Chemie in unserem Land". Air Liquide sei als Unternehmen in vielen Dingen Vorbild und deshalb im vergangenen Jahr für herausragendes Engagement mit dem NRW-Invest-Award ausgezeichnet worden, erinnerte der Minister.

Dass Nordrhein-Westfalen für ausländische Unternehmen in Deutschland der Investitionsstandort Nummer 1 sei, hänge auch mit dem Netzwerk der Industrie hierzulande zusammen, sagte Duin in Übereinstimmung mit Pfützenreuter und Grigat. Air Liquide schafft mit der neuen Anlage dauerhaft 20 neue Arbeitsplätze. Das hörten auch Dormagens Bürgermeister Erik Lierenfeld und Landrat Hans-Jürgen Petrauschke gern, die sich unter den geladenen Gästen befanden. Ebenfalls erfreulich: Während der Bauzeit gab es auf der Reformer-Baustelle keinen einzigen Unfall.

(NGZ)
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