Dormagen Multitalent mit Hang zu fröhlich-bunten Farben

Dormagen · Der Zonser Ulrico Czysch malt, fotografiert und schafft aus Papierschnipseln Collagen. Auch als Musiker und Autor betätigt er sich.

 Ulrico Czysch mit zwei Interpretationen von Kandinsky-Werken, die der Kunstlehrer in den Sommerferien gemalt hat.

Ulrico Czysch mit zwei Interpretationen von Kandinsky-Werken, die der Kunstlehrer in den Sommerferien gemalt hat.

Foto: Lothar Berns

Auf den ersten Blick wirkt das Bild wie ein gemaltes Stillleben mit zwei Glaskelchen, in die leuchtend-roter Wein gefüllt wurde. Wer näher herantritt und genauer schaut, erkennt aber: Hier hat der Künstler mitnichten den Pinsel geführt, sondern mit Klebstoff gearbeitet. Und mit zahlreichen Papierschnipseln, aus denen er das Motiv collagenartig zusammengesetzt hat. "Das ist meine Art zu puzzeln. Die Schnipsel sind Reste aus dem Kunstunterricht mit meinen Schülern", erzählt Ulrico Czysch, Urheber des ungewöhnlichen Werks, schmunzelnd.

Der 52-Jährige, der in Köln Kunst und Biologie auf Lehramt studiert hat und an einer der wenigen verbliebenen Hauptschulen in der Domstadt arbeitet, ist vielseitig. Heißt: Mit dem Malen (bevorzugt Aquarell und Acryl) lässt es der Zonser nicht bewenden. Die Collagen sind für ihn eine weitere Form, sich auszudrücken, zudem fotografiert er und fertigt kleinere Objekte aus unterschiedlichen Materialien an. Darüber hinaus schreibt er Online-Artikel für ein Aquarienmagazin - und er musiziert. Das Instrument ist kaum bekannt: eine Blue Point Steel Harp, die optisch an eine Klangschale erinnert und harfenähnliche Töne erzeugt. "Meine Altersvorsorge", scherzt der in Buenos Aires geborene Zonser (sein Vater hatte dort in den 1960er Jahren die Siemens-Vertretung aufgebaut), "wenn ich mal im Ruhestand bin, setze ich mich damit auf die Straße. Vielleicht wirft mir ja jemand ein paar Münzen in meinen Becher."

Czysch wirkt freundlich, aufgeschlossen und sympathisch, und irgendwie passt es zu ihm, dass er fast alle seiner meist abstrakten Werke in fröhlich-bunten Farben hält. In den Sommerferien hat er sich mit Wassily Kandinsky beschäftigt, hat auf Basis von dessen Werken zwei großformatige Bilder kreiert (Kandinsky by my own 1 und 2), natürlich in überwiegend kräftigen Tönen. "Die Schulferien sind die einzigen Zeiten, in denen ich wirklich zum Malen komme", erzählt Czysch. Dann arbeitet er im Obergeschoss seines Hauses in Zons. In dem Raum, der auch als Lesezimmer dient, entsteht freilich gerade ein Werk, das nicht von ihm stammt: Seine Frau betätigt sich ebenfalls kreativ.

Ulrico Czysch, der 2002 nach Dormagen gezogen ist, schloss sich schnell der hiesigen Kunstszene an, beteiligte sich auch an der D'Art, mal als Künstler, mal als Juror. "Und weil es jetzt andere Juroren gibt, habe ich diesmal wieder drei meiner Werke eingereicht", sagt Czysch. Am 18. November wird entschieden, ob sie für die Ausstellung im Kulturhaus angenommen werden.

Seine Schöpfungen öffentlich zu präsentieren, ist für den Lehrer längst selbstverständlich. Schon 1984 fing er damit an, seitdem sind weit über 50 Schauen hinzu gekommen. Am Freitag (4. November, 19 Uhr) steht aber vorübergehend die Musik im Vordergrund. Czysch ist dann mit seiner Steel Harp bei der Nacht der spirituellen Lieder in der Stürzelberger Lukaskirche zu Gast.

(NGZ)
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