Dormagen Mückenplage: Insektizid-Einsatz darf der Natur nicht schaden

Dormagen · Die EU fordert bei Einsatz bestimmter Präparate in Flora-Fauna-Habitat-Gebieten wie in Zons eine Verträglichkeitsprüfung.

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Trotz der in diesem Jahr extremen Stechmückenplage in Dormagen, unter der viele Bürger und besonders die Rheinanlieger leiden, wird es ohne eine Verträglichkeitsprüfung keinen großflächigen Einsatz von Mückenbekämpfungsmitteln in der Chemiestadt geben. Das teilte gestern die Stadtverwaltung mit.

Sie hatte den Hilferuf der betroffenen Einwohner zum Anlass genommen, sich beim Landesumweltamt (LANUV) nach Maßnahmen zu erkundigen, mit denen die stechenden Plagegeister auf biologischer Basis bekämpft werden könnten. "Andere Kommunen verwenden zum Beispiel so genannte BTI-Präparate mit dem Bacillus Thuringiensis Israelensis", berichtet Stadtsprecher Harald Schlimgen. Das Mittel werde auf stehenden Gewässern verteilt und töte die Larven der Mücken ab. Das Landesumweltamt äußerte sich in diesem Zusammenhang laut Stadt jetzt aber zurückhaltend. Zwar konnte bei der Zulassung von BTI-Präparaten in den meisten Fällen keine Gefahr für Bienen, Fische und andere Tiere festgestellt werden. Die Behörde habe jedoch darauf hingewiesen, "dass ein großflächiger Einsatz dieser Mittel im Umfeld von Zons auch Natur- und Landschaftsschutzgebiete betreffen würde, die unter die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie fallen", informiert Schlimgen. Die Europäische Union (EU) fordere in diesem Fall eine besondere Verträglichkeitsprüfung.

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Der Stadtsprecher erklärt auch, warum: "BTI-Präparate wirken gegen alle Mückenarten, nicht nur gegen Stechmücken. Damit werde laut LANUV anderen insektenfressenden Tieren wie Singvögeln, Schwalben, Fledermäusen oder Amphibien ein wichtiger Teil ihrer Nahrungsgrundlage entzogen." Die Wirkung der Insektizide auf das gesamte biologische System sei bisher nicht untersucht worden. Holger Burdag vom städtischen Fachbereich für Sicherheit und Ordnung will nun herausfinden, wie eine Verträglichkeitsprüfung aussehen und in welchem Zeitraum sie erfolgen kann.

Wie aggressiv die Stechmücken in diesen Wochen in Dormagen sind und welche Probleme die Stiche bereiten können, bekamen unter anderen die Besucher des Dormagener Schützenfestes zu spüren, wo sich die Insekten ebenfalls negativ bemerkbar gemacht hatten. Auch jetzt, zweieinhalb Wochen nach dem Fest, tragen viele noch sichtbare Spuren der Stechattacken am Körper.

Da sich Stechmücken oft in kleinen Pfützen oder Wasseransammlungen in Siedlungen entwickeln, sollten Regentonnen abgedeckt, Wassereimer und Gießkannen geleert werden, rät das LANUV.

(NGZ)
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