Dormagen Morbide Musik-Kraft trifft ins Schwarze

Dormagen · Die Doppelkonzertabende "Zons rockt" auf der Freilichtbühne warteten diesmal mit "Neuer Deutscher Härte" auf. Am Freitag überzeugte "Völkerball", am Samstag war "Rage" die Hauptattraktion.

 Die Band Völkerball rockte am Freitagabend die Freilichtbühne. Auch am Samstag gab es "Neue Deutsche Härte" beim zweiten Konzertabend in Zons.

Die Band Völkerball rockte am Freitagabend die Freilichtbühne. Auch am Samstag gab es "Neue Deutsche Härte" beim zweiten Konzertabend in Zons.

Foto: Georg Salzburg

Sie lieben Rammstein? Es gibt gute Gründe, die Band und ihre stilprägende Musik, die beileibe mehr in sich trägt, als nur hart zu sein, für eine wahre Kunst zu halten; durchaus legitime Argumente, sie mit Ablehnung, Kritik, oder gar Abscheu zu belegen, gibt es indes auch. Letztendlich muss das jeder für sich entscheiden - zu bedenken ist jedoch, dass viele der Einwände gegen dieses seit über 20 Jahren anhaltende Phänomen einer wirklich eingehenden Überprüfung kaum Stand halten. Rammstein weckt Emotionen, ob nun Zustimmung oder Ablehnung. Die morbide, tief schwarz, mal blutrot gefärbte Kraft der Berliner lässt nur sehr wenige kalt.

Wenn sie nun Rammstein also lieben, dann werden sie "Völkerball" auch durchaus viel Zuneigung entgegenbringen. Die 2008 gegründete Tribute-Band - der Name erinnert an ein Rammstein Live-Album - ist "99 Prozent Rammstein", wie es die Band selbst ausdrückt. Das ist keine Übertreibung, denn "Völkerball - A Tribute to Rammstein" um den Sänger René Anlauff, rekreiert das schon legendär gewordene Rammstein-Erlebnis auf ungemein authentische Weise. Als Headliner auf der Freilichtbühne Zons bewiesen sie erneut, dass sie dem Original durchaus das Wasser reichen können.

Apropos Wasser - das gab es am Freitagabend leider zwischendurch auch von oben. Doch die gut 850 eingefleischten Fans konnte kein Regenschauer schocken. Elektrisiert ließen sie sich von der mit viel Pyro- und Licht-Effekt gespickten Rammsteinkopie mitreißen. Völkerball gelingt es nicht nur, die äußeren Merkmale Rammsteins bis aufs Kleinste nachzubilden, auch musikalisch treffen sie ins Schwarze. Dies nicht zuletzt durch Anlauffs Stimme, die sich erstaunlich nah am Original bewegt, wenn er mit kantigen Gesten und harten Worten die Dämonen im "Es" seiner Jünger beschwört. Dabei orientieren sie sich an dem Live-Sound der Band, der immer schon noch eine Spur roher und erdiger daherkommt, als die teilweise melodielastiger abgemischten Alben.

Andererseits gelingt es Völkerball auch, den großen Bogen und feine Nuancen - ja, die gibt es bei Rammstein auch - herauszuarbeiten. Und das mit gut ausgesuchten Songs aus der gesamten Bandgeschichte. Dabei machen die Musiker auch um besonders markante Fälle wie "Mein Teil" oder "Ich tu dir weh" keinen Bogen. Genießen aber merklich auch Songs wie "Haifisch" und "Amerika" - in dem sich ein beherztes: "Fuck Trump" einschlich -, oder das obligatorische "Links, 2 3 4". Ein deutliches Statement!

Aber "Zons rockt" war noch mehr. Zuvor präsentierten sich noch Hemesath, ebenfalls aus der gleichen Ecke kommend, mit Eigenschöpfungen und die französische Band "Shuffle". Nicht nur wegen der englischen Texte gingen sie jedoch andere Pfade.

Zwischendurch gab es auch noch einen Geburtstag zu feiern: den des Veranstalters Jorgos Flambouraris. Er bot auch am Samstag noch viel Musik beim zweiten Teil von "Zons rockt": Es spielten Rage, Refuge, Tri State Corner und Maxxwell.

(NGZ)
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