Dormagen Mit der Sonne kommt der erste Spargel

Dormagen · Nasskalte Witterungsbedingungen haben den Start der Spargelernte verzögert. Morgen und am Freitag werden die ersten Stangen gestochen. Einige Landwirte fürchten, dass der Mindestlohn den Spargelpreis hoch drücken wird.

 Landwirt Max-Josef Kallen freut sich, wenn er am Wochenende vor vollen Körben stehen kann und der Spargelverkauf endlich startet. Die Voraussetzungen dafür stehen nicht schlecht.

Landwirt Max-Josef Kallen freut sich, wenn er am Wochenende vor vollen Körben stehen kann und der Spargelverkauf endlich startet. Die Voraussetzungen dafür stehen nicht schlecht.

Foto: jaz

Anfang April ist für die meisten mit dem Start in die Spargelsaison gleich zu setzten, da das wärmere Wetter den Spargel schnell reifen lässt. Doch dieses Jahr bewahrheitete sich die Bauernweisheit "April, April, der macht was er will": Der Regen und die kühlen, oft einstelligen Temperaturen haben die Spargelernte verzögert. "Auf kaltem Boden kann kein Spargel wachsen, da der Spargel für das Wachstum Wärme und Licht benötigt", erklärt Christine Kallen vom gleichnamigen Landwirtschaftsbetrieb in Stürzelberg. Optimal wären Temperaturen um die 20 Grad, weiß die Landwirtin und ergänzt, dass "die Nächte nicht zu stark abkühlen dürfen". Ende der Woche werden die ersten Stangen gestochen, so dass die Kunden am Wochenende frischen Spargel genießen können. Noch zu einem höheren Preis. "Angebot und Nachfrage regeln den Preis", sagt Kallen

Morgen und am Freitag werden die Helfer auf die Felder gehen und die ersten Hektar untersuchen. Die jetzt herrlich warmen Temperaturen kommen genau richtig. "Die Wärme holt den Spargel nach oben, die Sonne lässt ihn schießen", sagt Christine Kallen. "Im vergangenen Jahr wurde der Spargel um den 1. April herum gestochen." Bisher waren nur wenige Erntehelfer in Stürzelberg, aber "mit dem Rest stehen wir telefonisch in Kontakt." So können diese Erntehelfer, die vor allem aus Rumänien und Polen anreisen, bei Bedarf informiert werden. In der Spargelsaison sind auf dem Hof der Familie Kallen zwischen 70 und 80 Erntehelfer im Einsatz, denn der Spargel muss nicht nur gestochen werden, sondern auch gewaschen und nach Größe sowie Beschaffenheit sortiert werden. Auch heutzutage wird der Spargel noch immer traditionell mit Handarbeit gestochen. Dabei kommt ein spezielles Spargelmesser zum Einsatz. Es hat einen langen Stil und die Klinge unten, damit der Spargel in voller Länge abgestochen wird.

Unterschieden wird zwischen dem Grünspargel, der überirdisch wächst, und dem Bleichspargel, der unterirdisch angebaut wird.

Auch Anne Leuffen vom Wittgeshof in Nievenheim rechnet mit einer späteren Ernte: "Die Verfrühung der Ernte erfolgt nur, wenn die Mini-Tunnel genug Sonne bekommen." Die Mini-Tunnel sind die unteren Folien, die direkt auf dem Spargel liegen und einen Treibhauseffekt verursachen, der die Wärme besser speichert. Dann kommen die Erntehelfer des Wittgeshofes zum Einsatz, die alle aus Polen stammen.

Auf dem Wittgeshof wird maschinell mit Spargelspinnen geerntet: "Die Maschine fährt über den Damm und hebt die Folie hoch, damit die Erntehelfer nur noch stechen müssen." Dies spare Personal und schaffe mehr Planbarkeit, sagt die Landwirtin. Zumal der Mindestlohn die Kosten steigere. Leuffen erläutert: "Deshalb lohnen sich Maschinen mehr, und wir haben noch eine neue Erntemaschine gekauft. Ob sich die Mehrkosten des Mindestlohnes rechnen ist schwer zu sagen, weil die Bereitschaft der Verbraucher fehlen könnte, mehr Geld für den Spargel zu bezahlen." Christine Kallen rechnet: "Der Mindestlohn macht das Kilogramm Spargel um 60 Cent teurer."

(NGZ)
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