Dormagen Mit dem Flüchtlingszustrom nimmt die Tuberkulose wieder zu

Dormagen · Die Zahl der Tuberkuloseerkrankten steigt wieder. Weltweit geschätzt sind 600.000 Menschen neu an Tuberkulose erkrankt, insgesamt sollen 9,6 Millionen Menschen an dieser Lungenkrankheit leiden, wie die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) zum heutigen Welttuberkulosetag bekannt gibt.

Die wichtigsten Fakten über Tuberkulose
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Foto: Puwadol Jaturawutthichai/ SHutterstock.com

Das Gesundheitsamt des Rhein-Kreises Neuss registriert einen bemerkenswerten Anstieg: "Wir hatten im vergangenen Jahr 44 Tuberkulosefälle, das sind so viele, wie in jüngster Zeit noch nie", sagt der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Michael Dörr.

Zum Vergleich: 2014 erkrankten 21 Personen kreisweit an Tbc, 2013 waren es 17 und 2012 insgesamt 20 Menschen. 2005 wies die Statistik des Gesundheitsamtes 35 Tuberkuloseerkrankte auf. Bemerkenswert sei die Tatsache, dass fast ausschließlich Flüchtlinge von der meldepflichtigen Krankheit betroffen seien, berichtet der Mediziner. Das falle in Grevenbroich besonders auf, da alle Flüchtlinge im Berufsbildungszentrum auch auf Tbc untersucht würden, wenn sie nicht zuvor schon in Notaufnahmelagern des Landes getestet worden seien. In Grevenbroich werden alle ankommenden Flüchtlinge medizinisch untersucht, bevor sie weiter - auch nach Dormagen - verteilt werden.

Bei den Flüchtlingen spielen laut Dörr die zumeist weitaus schlechteren Lebensbedingungen eine maßgebliche Rolle für die Tuberkulosehäufung: "Das ist vergleichbar mit der Zeit des Zweiten Weltkrieges bei uns. Da gab es in Deutschland auch viele Tbc-Kranke", erinnert Dörr. Die DAHW nimmt an, dass die erkrankten Flüchtlinge auch durch die größtenteils unerträglichen Umstände auf ihrer Flucht an Tbc erkranken. Zudem müsse man davon ausgehen, dass sich viele Flüchtlinge in ihrer Heimat infiziert hätten, sagt Dörr: "Die Tuberkuloseerreger haben sich dann im Gewebe abgekapselt und sind wie ein schlafender Krankheitsherd, der aber zunächst nicht ansteckend ist." Mit wechselnden und vor allem sich verschlechternden Lebenumständen (während der Flucht) könne die Krankheit dann wieder ausbrechen.

Zum Glück habe es aber bislang noch keine multiresistenten Tuberkulosefälle gegeben, betont der Amtsarzt. Bislang reichten laut Dörr die gängigen medikamentösen Therapie unter stationärer Quarantäne im Krankenhaus von zwei bis drei Tagen. Anschließend müssten die Patienten ihre Medikamente noch über mehrere Wochen lang diszipliniert einnehmen. "Wir untersuchen natürlich auch alle Kontaktpersonen", betont Dörr. Unter den 100 untersuchten Kontaktpersonen sei aber kein Tbc-Erkrankter gewesen.

(NGZ)
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