Dormagen Mehr Personal für Sprachkurse gefordert

Dormagen · Bei der Integrations-Konferenz berieten Flüchtlingshelfer aus Verwaltung und Gesellschaft über weitere Vernetzung ihrer Arbeit.

Der Wunsch wurde klar formuliert: Mehr Ressourcen an Personal, Räumlichkeiten und weitere Unterstützung, damit Flüchtlinge schneller integriert werden können. Wie es gelingen kann, dass der Titel der städtischen Integrations-Konferenz "Vom Flüchtling zum Nachbarn" in Dormagen in die Tat umgesetzt werden kann, darüber diskutierten am Samstagmorgen knapp 180 Experten aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft, Ehrenamt und von sozialen Trägern mehr als vier Stunden im Norbert-Gymnasium Knechtsteden. So reicht das jetzige Angebot an VHS-Sprachkursen mit langen Wartezeiten nicht annähernd für die erwarteten rund 1100 neuen Flüchtlinge dieses Jahr in Dormagen aus - trotz engagierter ehrenamtlicher Hilfe zum Spracherwerb in den "Café Grenzenlos" und durch Paten.

Die Stadt hatte zur "zweiten Kommunalen Entwicklungskonferenz" eingeladen, bewusst in der Fortsetzung der ersten Veranstaltung zum erfolgreichen "Dormagener Modell", dem "Netzwerk, für Familien", wie Bürgermeister Erik Lierenfeld betonte: "Um die gesamtgesellschaftliche Aufgabe der Integration der Flüchtlinge zu bewerkstelligen, haben wir wie beim ,Dormagener Modell' alle relevanten Verwaltungsbereiche gebündelt." Die Stadt wolle gemeinsam mit Politik, Wirtschaft, sozialen Trägern und Ehrenamtlichen daran arbeiten, "den sperrigen Begriff Integration mit Leben zu füllen: Aus Neuankömmlingen sollen Nachbarn und Kollegen werden", wünschte sich Lierenfeld, der zum Abschluss der gut besuchten Konferenz ein positives Fazit zog: "Die Diskussion über Angebote und Ziele hat bereits zu einer noch besseren Vernetzung geführt", so der Bürgermeister, der nach vorn blickte: "Das war erst der Auftakt für viele weitere Maßnahmen und Gespräche. Die Verwaltung hat klare Aufträge erhalten, wo nachgesteuert werden muss."

In fünf Workshops beschäftigten sich die Teilnehmer mit den einzelnen Bereichen "Frühe Hilfen", "Grundschule und Jugendhilfe", "Jugendliche und junge Erwachsene in Berufsorientierung, Ausbildung und Arbeitsmarkt" sowie "Weiterentwicklung der Ehrenamtstätigkeit". Supervision für Erzieher, Lehrer und Ehrenamtliche, die mit traumatisierten Kindern arbeiten, hielten die Teilnehmer ebenso für nötig, wie eine bessere Abstimmung und Information über bestehende Angebote der Berufsorientierung, Förderprogramme und Wege zur Praktikumsvermittlung. Der Vorschlag von Ralf Weber, kommissarischer Schulleiter des Berufsbildungszentrums Dormagen: "Wir brauchen ein duales Orientierungsjahr, bei dem die fehlende Sprachkompetenz ebenso vermittelt wird, wie zwei Tage in einem Ausbildungsberuf." Über Arbeitsverhältnisse - auch gegen geringe Bezahlung - wird weiter diskutiert.

Die neue "Integreat-App" stellte Daniel Kehne, Student aus Augsburg, vor, dessen Team 90 Städte damit beliefert. Ab jetzt sollen Android-Handy-Nutzer kostenlos aktuelle Alltags-Informationen erhalten - ob als Flüchtling (in mehreren Sprachen) oder als Helfer.

(NGZ)
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