Dormagen Lothar de Maizière über das Ende der DDR

Dormagen · Bundesgesundheitsminister Gröhe begrüßte den letzten Ministerpräsidenten der DDR in Zons.

 Zum "Dormagener Gespräch" der Konrad-Adenauer-Stiftung begrüßte Schirmherr Hermann Gröhe in Zons Lothar de Mazière (r).

Zum "Dormagener Gespräch" der Konrad-Adenauer-Stiftung begrüßte Schirmherr Hermann Gröhe in Zons Lothar de Mazière (r).

Foto: Georg Salzburg

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe bezeichnete ihn als einen "herausragenden Zeitzeugen" einer Zeit, die wohl allen Deutschen auf ewig im Kopf bleiben wird. Zum traditionellen "Dormagener Gespräch" der Konrad-Adenauer-Stiftung, dessen Schirmherr Gröhe ist, war Lothar de Maizière, letzter Ministerpräsident der DDR und somit enger Begleiter des Wiedervereinigungsprozesses, zu dem Thema "Von der friedlichen Revolution zur Deutschen Einheit: Eine Bilanz nach 25 Jahren" in die Nordhalle in Zons gekommen.

"Für meine Klassenkameraden galt die DDR als Ausland", sagte Gröhe in seiner Einstiegsrede. "Ich empfand das als ein falsches Selbstverständnis der Deutschen." Doch dieses Selbstverständnis und die Angst vor Veränderung seien irgendwann von mutigem Veränderungswillen übertroffen worden. "Die Deutschen neigen normalerweise nicht zur Revolution - um so schöner war es, dass diese so unblutig und friedlich verlief." Ebenso dankbar zeigte sich auch Lothar de Maizière, der seine Rede mit einem Hinweis auf die auch während der Trennung untrennbare gemeinsame deutsche Kultur begann. "Man fragte uns Ostdeutsche: Was bringt ihr denn mit in die Einheit? Da waren Weimar, Goethe und Schiller, Händel und vieles andere. Doch in Westdeutschland gehörte dies immer schon zum gesamtdeutschen Kulturgut und nicht zur DDR." Gleichzeitig mahnte er auch die Zustände im kalten Krieg an: "Die Strategie der Nato war es, die DDR im Falle eines Krieges gegen die Sowjetunion als mögliches Schlachtfeld zu nutzen. Ein Schlachtfeld, auf dem viele Westdeutsche immer noch ihre Verwandten hatten." So fanden Familienfeste laut de Maizière unter sehr merkwürdigen Voraussetzungen statt. "Normalität leben, bei allgegenwärtiger Abnormalität." Natürlich sprach er aber besonders über den sich Ende der 1980er Jahre anbahnenden Prozess, der zur Wiedervereinigung führte. "Es herrschte eine Atmosphäre der Unzufriedenheit und der Entsolidarisierung der Genossen." Als Beispiel nannte er eine Demonstration für Karl Liebknecht, auf der es hieß: "Freiheit ist immer auch die Freiheit der Andersdenkenden".

Außerdem basierte der Mut zu Veränderung auch aus der neuen Außenpolitik unter Gorbatschow. "Die DDR wurde von zwei Dingen gesichert: der Mauer und den russischen Panzern. Ohne das würde sie nicht lange überleben", so de Maizière. Nachdem also eine mögliche militärische Einmischung der Sowjets nicht mehr bestand, war der Tag des Mauerfalls zugleich das Ende der DDR, denn "ein Gefängnis mit offenen Türen, hört auf eines zu sein", sagte de Maizière, der neben allem Ernst, den die Thematik mit sich brachte, seinen Vortrag immer wieder mit witzigen Anekdoten auflockerte.

(NGZ)
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