Dormagen Lehrer macht Pfarrer zum Youtube-Star

Dormagen · Sie kennen sich seit dem Theologie-Studium: Lehrer Thomas May und Jugendseelsorger Norbert Fink. Gemeinsam drehten sie ein Rap-Video.

Kein Zweifel, Norbert Fink ist ein unkonventioneller Geistlicher: Über dem Hemd mit klassischem Römerkragen trägt der 40-Jährige einen Hoodie, ein Kapuzen-Sweatshirt. "Ich bringe gerne Welten zusammen, die eigentlich im Kontrast zueinander stehen", sagt Fink von sich. Und erklärt damit in einem Satz, was ihn dazu bewogen habe, jetzt im Internet als Rapper in Erscheinung zu treten - mit einigem Erfolg, denn sein Video "Dein Gott" zählt bei Youtube innerhalb von nur zwei Wochen bereits über 8500 Aufrufe.

Am Esszimmertisch von Grundschullehrer Thomas May in Straberg entstand der Plan für den Videoclip, den May für Fink gedreht und geschnitten hat. Fink, der aus Bergneustadt kommt und im Oberbergischen Kreis als Jugendseelsorger tätig ist, lernte May schon vor vielen Jahren in Bonn kennen. Beide studierten dort Theologie, schlugen anschließend aber unterschiedliche Laufbahnen ein. Während Fink sich zum Priester weihen ließ, entschied sich Thomas May für eine weltliche Karriere. Mit seiner Frau Maria und seinen zwei Söhnen lebt er heute in Straberg und arbeitet als Religionslehrer an der Grundschule in Rheinfeld. Dort sammelte der Hobbyfotograf erste Erfahrungen bei der Videoproduktion durch Unterrichtsprojekte mit seinen Schulklassen. Norbert Fink hingegen hegt schon lange eine besondere Beziehung zur Musik. In seiner Heimat - und inzwischen auch darüber hinaus - kennt man ihn als Elvis-Imitator. Erstmals als "King of Rock'n'Roll" trat er bei seiner eigenen Primiz auf. Das kam in seiner ersten Kaplans-Gemeinde in Leverkusen-Opladen so gut an, dass man ihn überredete, im dortigen Pfarrkarneval aufzutreten.

Inzwischen singt er auch auf Hochzeitsfeiern von Brautpaaren, denen er vorher noch den kirchlichen Segen gibt. Den Rap als moderne musikalische Ausdrucksform hat Fink durch die "Fantastischen 4" für sich entdeckt. "Die Reimform hat mich sehr angesprochen, weil man damit gut Dinge auf den Punkt bringen kann", sagt er. Bei einer Pilgerfahrt vor drei Jahren drückte ihm dann eine Teilnehmerin ein selbst geschriebenes Gedicht in die Hand. Zufällig stieß er auf eine dazu passende Melodie, die er verwenden durfte, und mischte beides. Fertig war der Song "Dein Gott".

"Ich wollte schon lange ein richtiges Video dazu machen, hatte bis dahin aber niemanden gefunden, der Zeit und Lust dazu hatte", sagt Fink. Bei einem Treffen im Mai in Straberg präsentierte Thomas May Fink dann stolz ein selbst gedrehtes Video, das er als Abschlussarbeit eines Fernlehrganges in den Osterferien produziert hatte. Fink war begeistert. Und May erklärte sich bereit, die Herausforderung zur Produktion eines Musikvideos anzunehmen. Drei Stunden filmten sie mit einem kleinen Team von Freiwilligen in der Gummersbacher Kirche St. Franziskus. Das Drehbuch dazu war zuvor beim Essen in einem chinesischen Restaurant entstanden. Nun planen sie bereits die nächste Kooperation. Fink: "Vielleicht machen wir diesmal etwas mit Poetry Slam."

(NGZ)
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