Dormagen Kunststoffabfall: Neue Anlage für Chempark?

Dormagen · Enquetekommission stellt Ergebnis zur Zukunft der chemischen Industrie vor. Hans Christian Markert will Pilotprojekt für Dormagen.

Wie kann sich die chemische Industrie zukunftsfest machen? Zum Beispiel dadurch, dass sie sich zentralen Problemen stellt und Lösungen findet. Eine könnte lauten, aus Kunststoffabfällen chemische Rohstoffe zu gewinnen. "Ich möchte, dass es im Dormagener Chempark ein solches Pilotprojekt gibt", sagt Hans Christian Markert MdL.

Es geht um die Herstellung von Kunststoffen wie Polyethylen und Polypropylen. "Der Inhalt der gelben Tonne kann zu 80 Prozent dafür verwendet werden", versichert der Vorsitzende der Enquetekommission und Grünen-Landtagsabgeordnete. "Daraus könnte dann eine Großanlage mit 150 Arbeitsplätzen werden." Weil es sich dabei um eine förderungsfähige Innovation handelt, könnten auch EU-Gelder fließen, so Markert. Auch hält er für den Chempark die Einrichtung eines Instituts für notwendig, das sich mit einem Forschungsschwerpunkt wie der nachhaltigen Nutzung von Abfällen oder der Braunkohle beschäftigt.

 Neue Techniken und Verfahren zur nachhaltigen Produktgewinnung sollen den Chempark zukunftsfest machen.

Neue Techniken und Verfahren zur nachhaltigen Produktgewinnung sollen den Chempark zukunftsfest machen.

Foto: Halberstadt

Im Nachbarschaftsbüro "Chempunkt" des Chempark-Betreibers Currenta wurden gestern die Ergebnisse der Enquetekommission zur Zukunft der chemischen Industrie in NRW vorgestellt. Das taten neben Markert noch Chemparkleiter Ernst Grigat und dessen Vorgänger Walter Leidinger, der als Sachverständiger der Grünen dabei war. Grigat bekannte "großes Unwohlsein", als er hörte, dass es die Landes-Grünen waren, die den Antrag zur Einrichtung dieser Kommission stellten. In der Folge erlebte er allerdings eine "inhaltliche und politische Überraschung im Quadrat. Erstens: Es gab ein Ergebnis, das aus Sicht von Industrie und Chemie Sinn macht. Zweitens: Alle Fraktionen haben das Ergebnis getragen - das ist ein starkes Signal an den Landtag."

Was bedeutet der Abschlussbericht der Kommission für den Standort Dormagen? In dem Werk heißt es, dass alternative Rohstoffe an Bedeutung gewinnen werden. Erdgas, Kohlendioxid und Synthesegas, Braunkohle, Lignocellulose und Biomasseströme besitzen zukünftig für NRW das größte Potenzial als alternative Rohstoffquellen. Das durch Forschungsministerin Svenja Schulze ausgezeichnete Projekt "Dream Production" von BMS nutzt Kohlendioxid schon als Rohstoff für chemische Vorprodukte der Schaumstoffproduktion, beispielsweise für Matratzen. Ein künftiges Thema wird auch die stoffliche Verwertung von Kohle sein. Mit Hilfe elektrochemischer Prozesse kann elektrische Energie in chemische Produkte umgewandelt werden. Sie besitzen so ein hohes Potenzial zur Integration erneuerbarer Energien, so ein Fazit der Kommission.

Laut Markert sei man bei Einrichtung der Kommission auf "starke Partner" in der Chemie getroffen. Die Arbeit sei von gegenseitigem Vertrauen und von Konstruktivität geprägt gewesen. "Unser Wunsch ist es, dass die Empfehlungen der Kommission auch in konkrete Handlungen zur Stärkung der Wirtschaft und des Landes umgesetzt werden", so Grigat. Diesen Wunsch unterstützte Bürgermeister Erik Lierenfeld, der zum einen die Bedeutung des Chemparks für Dormagen betonte, zum anderen den Wunsch äußerte, dass sich die künftige Entwicklung des Chemparks über die Gewerbesteuer stärker im Haushalt niederschlägt.

(NGZ)
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