Dormagen Kontaktbüro soll bei Inklusion helfen

Dormagen · Unter dem Motto "Inklusion - Was geht mich das an" organisierte die Stadtelternschaft Dormagen einen Fachtag, der alle mit dem Thema Beschäftigten an einen Tisch holte. Fazit: Die Vernetzung der betroffenen Stellen muss besser werden.

Rat- und Hilflosigkeit herrschen an vielen Schulen, wenn es um Inklusion geht. Seit Oktober 2013 ist die gemeinsame Beschulung von Kindern mit und ohne Behinderung im NRW-Schulgesetz verankert, Hilfestellung für die Praxis gibt es aber kaum. Grund genug für die Stadtelternschaft, ihren Fachtag unter das Motto "Inklusion - Was geht mich das an?" zu stellen und damit vor Ort erstmals ein Forum für Pädagogen, OGS-Kräfte, Schulsozialarbeiter und Eltern zu schaffen. Mitarbeiter aus der beruflichen Bildung und die zuständigen Stellen der Stadtverwaltung ergänzten den Kreis, so dass am Samstag 60 Interessierte in der Schule Burg zusammenkamen.

Der Vorsitzende der Stadtelternschaft, Hans-Jürgen Niehus, zeigte sich erfreut über die hohe Beteiligung, ebenso über "den Eifer, mit dem hier diskutiert wird". Für die offene Gesprächsatmosphäre hatte gleich zu Beginn Referent Raimund Patt gesorgt. Der Sonderpädagoge berät bundesweit Schulen und Kommunen und weiß, dass unter den bestehenden Rahmenbedingungen - zu wenig Lehrkräfte zu wenig Platz, zu wenig Geld - vielerorts nach dem "theoretischen Ansatz durchwurschteln" gearbeitet wird. "Inklusion ist ein Musterwechsel, ein Angriff auf unser Schulsystem insgesamt, und den kriegen wir Menschen so schnell nicht hin", baute Patt gleich zu Beginn mögliche Hürden in der Diskussion ab. Dazu, "Klartext zu reden", rief auch Bürgermeister Erik Lierenfeld in seiner Begrüßung auf. "Wir wollen heute einen gemeinsamen Sachstand dazu erarbeiten, wie weit wir im Thema Inklusion bisher gekommen sind", sagte er. Und das taten die Teilnehmer. Statt über die Schulpolitik und die Versäumnisse des Landes NRW zu klagen, feilten sie an konkreten Lösungen für Dormagen. Die Problematik ist vielschichtig: Susanne Wieland, Mutter eines Achtjährigen mit schwerer Hörschädigung, spricht von gelungener Inklusion an der Friedrich- von-Saarwerden-Grundschule in Zons, "weil wir ständig im Gespräch bleiben - aber woher weiß ich, wie viel Förderung mein Kind braucht, um sein Potenzial auszuschöpfen, und wann sein persönliches Limit erreicht ist?" Lehrer treibt die Frage um, wo sie Beratung für den Umgang und die Förderung "besonderer Kinder" bekommen können. Um Inklusion nach der Schulzeit und beim Start in den Beruf geht es für Heilpädagogin Heike Zett. "Wir haben hier kein gutes Netzwerk an Firmen, die sagen, wir trauen uns das zu", stellte sie fest. Mitarbeiter der Offenen Ganztagsschule indes werden mit Inklusionskindern allein gelassen, weil ein Begleiter nur für die Unterrichtszeit finanziert wird.

Diese und weitere Aspekte erörterten die Teilnehmer in vier Gesprächsgruppen, die einander anschließend ihre Arbeitsergebnisse vorstellten. "Insgesamt ist deutlich geworden, dass die Vernetzung aller mit Inklusion befassten Stellen in Dormagen besser werden muss", zog Hans-Jürgen Niehus ein Fazit des Fachtags. Er setzt große Hoffnungen auf ein am Samstag erstelltes erstes Konzept für ein Kontaktbüro, dessen Einrichtung die Politik anstoßen soll.

(NGZ)
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