Dormagen Katholiken gestalten eigene Osterkerzen

Dormagen · Angehörige aus sechs Kirchengemeinden haben an einem Wochenende in einer Abtei gemeinsam neun Osterkerzen hergestellt.

 Reiner Kissels (70) präsentiert die selbstgestaltete Osterkerze in St. Pankratius Nievenheim. Kissels organisiert die Kerzen-Seminare.

Reiner Kissels (70) präsentiert die selbstgestaltete Osterkerze in St. Pankratius Nievenheim. Kissels organisiert die Kerzen-Seminare.

Foto: A. Woitschützke

Sie ist 120 Zentimeter hoch, hat einen Durchmesser von zwölf Zentimetern und auf der Vorderseite befindet sich ein durch ein Kreuz zerrissenes Herz, aus dem Flammen kommen. So sieht in diesem Jahr die Osterkerze für das Kloster Knechtsteden aus. Das Exemplar wurde jedoch nicht in einem Fachgeschäft fertig gekauft, sondern von Mitgliedern des katholischen Seelsorgebereichs Dormagen-Nord persönlich gestaltet.

Seit zehn Jahren fahren Frauen und Männer aus den Kirchengemeinden St. Pankratius Nievenheim, St. Gabriel Delrath, St. Josef Delhoven, St. Odilia Gohr, St. Agatha Straberg und St. Aloysius Stürzelberg für ein Wochenende weg, um gemeinsam über biblische Texte zu sprechen und die neuen Kerzen für das Osterfest zu erstellen.

Das jeweilige Thema und die Gestaltungselemente werden vorher von der Gemeinde ausgesucht. Damit Ästhetik und Qualität stimmen, macht die Designerin Tanja Kaiser von der Kerzenmanufaktur Engels aus den Vorgaben einen professionellen Entwurf. "Wenn wir damit zufrieden sind, erstellt Frau Kaiser für uns einen Prototyp, den wir selber in Handarbeit nachbauen", sagt Reiner Kissels. Der 70-Jährige ist Vorsitzender des Pfarrgemeinderates des Seelsorgebereichs Dormagen-Nord und Organisator der Osterkerzen-Seminare. "Da jeder Teilnehmer an jeder Kerze mitarbeitet, fördern die Treffen das Kennenlernen und stärken das Wir-Gefühl in unserer Gemeinschaft, die aus sechs Pfarreien besteht", so Kissels.

Auch in diesem Jahr verbrachten 15 Pfarreiangehörige drei Tage in der Benediktinerinnenabtei Mariendonk. Das Kloster befindet sich in Grefrath in der Nähe von Kempen im Bistum Aachen. Die spirituelle Begleitung der Gruppe aus Dormagen übernahm Schwester Christiana Reemts. Die 61-jährige Äbtissin erläuterte die theologische Bedeutung der Emmaus-Geschichte aus dem Lukas-Evangelium. Die Jünger bekommen zunächst nicht mit, dass es der auferstandene Jesus ist, der mit ihnen unterwegs ist nach Emmaus und ihnen die Schrift auslegt. Erst beim gemeinsamen Brotbrechen erkennen sie ihn und sagen den Satz "Brannte uns nicht das Herz", der ihnen das Gefühl in Erinnerung ruft, das sie empfanden, als Jesus mit ihnen sprach.

Die Teilnehmer gestalteten neun Osterkerzen in drei unterschiedlichen Größen: sechs für die Pfarrkirchen, zwei für eine Montessori-Schule in Krefeld und das Caritashaus in Nievenheim und das größte Exemplar für das Kloster Knechtsteden. Die Arbeiten fanden in einem Atelier mit erhöhter Raumtemperatur statt, damit das Material besser geformt werden kann. Um das diesjährige Thema "Brannte uns nicht das Herz" umzusetzen, waren mehrere Schritte nötig.

Zuerst entfettete man die Rohlinge mit speziellen Tüchern. Dann schnitten die Frauen und Männer aus farbigen Wachsplatten die benötigten Bestandteile aus und brachten sie mit einem Kleber auf der Kerze an. Da sich Feuer schwer darstellen lässt, wurde es mit roter und gelber Acrylfarbe gemalt und mit goldenen Wachsfäden verziert. Das Ergebnis fixierte man mit Haarspray. Auf allen Osterkerzen befindet sich ein durch ein Kreuz zerrissenes Herz, von dem Flammen ausgehen. "Das soll das Mitreißende ausdrücken, das die Worte Jesu in den Jüngern und in uns wachrufen", erklärt Reiner Kissels. Die Senkrechte des Kreuzes geht über in eine glänzende Linie. "Hierbei handelt es sich um die vom Kreuz aufstrahlende Ewigkeit."

(NGZ)
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