Dormagen Junghans: Stolperstein verlegt

Dormagen · Mit über eineinhalbjähriger Verzögerung ist am Samstagmorgen in Zons der Stolperstein für den Widerstandskämpfer Ernst Junghans verlegt worden. Das versöhnliche Ende einer schwierigen Debatte.

 Der Kölner Künstler Gunter Demnig zeigt den Stolperstein. Katharina Müllejans-Lukas, Kevin Lipinski und Benjamin Rose (v.l.) sprachen in Zons.

Der Kölner Künstler Gunter Demnig zeigt den Stolperstein. Katharina Müllejans-Lukas, Kevin Lipinski und Benjamin Rose (v.l.) sprachen in Zons.

Foto: H. jazyk

Er gilt als das erste Opfer des Nazi-Terrors in Dormagen: Ernst Junghans, der im Februar 1933 an der Kölner Straße bei einem Schusswechsel während der Verfolgung von Mitgliedern der Kommunistischen Partei verletzt wurde und am nächsten Morgen starb.

Seinen Stolperstein zum Gedenken sollte er bereits im Mai 2010 erhalten, doch damals sagte die Stadt die Verlegung zum Entsetzen der Familie und vieler Schüler insbesondere der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule kurzfristig ab. Für die Schüler, die die Umstände der Tat untersucht haben, ist klar: Junghans wurde von NS-Schergen ermordet, vorhandene Protokolle zum Vorgang im Jahre 1933 durch die Partei bereits manipuliert. Genau dies hatte Kreisarchivar Karl Emsbach vor der geplanten Verlegung in Frage gestellt: Junghans sei wohl eher einem Bandenkrieg zum Opfer gefallen, an dem er selbst beteiligt war — Junghans hat auch selber zur Waffe gegriffen und einen Verfolger tödlich getroffen. Somit stellte sich für Emsbach, der sich um Aufklärung in Archiven bemühte, die Frage, ob der Stolperstein die richtige Form des Gedenkens ist.

Fest steht: Die Diskussion wurde im November 2010 beendet. Die Erleichterung darüber, dass der anerkannte Nazi-Gegner endlich den vorerst letzten Stolperstein, der in Dormagen verlegt wird, erhält, ist groß. Das brachte vor etwa 100 Besuchern der Veranstaltung am Samstag auch der stellvertretende Bürgermeister Hans Sturm zum Ausdruck: Es gelte, Versäumtes nachzuholen. Das ehemalige Wohnhaus der Familie, 1933 noch der Buschweg,10, heute die Westerburgstraße 7, ist im Frühjahr dieses Jahres abgerissen worden; aktuell entstehen dort zwei neue Häuser. Sturm: "Es ist also umso wichtiger geworden, hier einen Stolperstein zu verlegen, denn es wird immer weniger geben, was uns an Ernst Junghans erinnert." Der späte Termin für die Verlegung hatte mit dem vollen Terminkalender von Gunter Demnig zu tun, der sich über die große Resonanz in Zons freute.

Nicht vergessen werden den 1889 in Sageriz, Pommern, geborenen Maschinisten und Familienvater, der seit der Hochzeit in Zons lebte, die Schüler der Gesamtschule. Sie haben sich seit langem mit der Geschichte des Mannes beschäftigt, der von 1924 bis 1932 dem Gemeinderat angehörte und sich im Arbeiterrat der IG Farben engagierte, Katharina Müllejans-Lukas, Kevin Lipinski und Benjamin Rose meldeten sich zu Wort, Müllejans-Lukas legte eine weiße Rose auf den frisch verlegten Stolperstein. Heinz Tenhafen verlas Zeilen von Hanns-Dieter Hüsch, Sven Jungbeck spielte zum Abschied das Lied "Die Gedanken sind frei".

(NGZ)
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