Dormagen Jungen erproben sich in "Frauenberufen"

Dormagen · Die Caritas wirbt um mehr männliche Auszubildende und Beschäftigte im Erziehungs- und Pflegebereich. Nico (13), Fouad (14) und Daniel (13) hospitierten gestern einen Tag lang in der Kindertagesstätte im Haus der Familie in Dormagen.

Die Begrüßung fiel herzlich aus. "Die Kinder sind gleich auf mich zugelaufen und haben mich nach meinem Namen gefragt. Das hat mir gut gefallen, ich mochte sie sofort", erzählt Fouad El-Jazzar. Der 14-Jährige von der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule in Nievenheim betrat gestern für ihn ungewohntes Terrain. In der Caritas-Kindertagesstätte im Haus der Familie Unter den Hecken in Dormagen verstärkte er für einige Stunden das Team der Erzieherinnen. Beim "Boys' Day" gab die Caritas Jungen die Möglichkeit, sich einmal in typischen Frauenberufen auszuprobieren - zum Beispiel im Erziehungsbereich oder in der Altenpflege.

Dort sind Männer immer noch die Ausnahmen, wie Petra Hesse-Großmann vom Caritasverband Rhein-Kreis Neuss bestätigt. "Deutschlandweit liegt der Anteil der Frauen bei den Caritas-Mitarbeitern bei 81 Prozent. Im Rhein-Kreis sind es 79,8 Prozent, einschließlich der Verwaltungsmitarbeiter", berichtet sie.

In der Kindertagesstätte im Haus der Familie liegt die Frauenquote gar bei 100 Prozent. "Wir hatten zwar einen männlichen Praktikanten und vor zwei Jahren auch einen männlichen Auszubildenden. Aber zurzeit sind unsere 15 Kräfte ausschließlich Frauen", sagt Kornelia Blosczyk, die stellvertretende Leiterin der Einrichtung. Die Angestellten wurden bei ihrer Arbeit mit den 64 Kindern gestern nicht nur von Fouad unterstützt, sondern auch von dessen Freund Daniel da Costa (13/ebenfalls Bertha-von-Suttner-Gesamtschule) und von Nico Hoffmann (13/Realschule Wevelinghoven). Alle drei äußerten sich positiv über ihren "Ausflug" in die Welt der Erziehung. "Ich finde nicht, dass das nur ein Beruf für Frauen ist", urteilte Nico. Daniel und Fouad hatten Spaß daran, mit ihren Schützlingen zu spielen - selbst vorm Sandkuchenbacken schreckte Fouad nicht zurück. Berührungsängste oder Schwierigkeiten, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen, habe es nicht gegeben. Wobei es sich für Nico und Fouad als Vorteil erwies, dass sie jüngere Geschwister haben. Für Daniel war der Umgang mit so kleinen Kindern ungewohnt. "Mir war gar nicht bewusst, wie klein die in diesem Alter noch sind", gestand er ein bisschen staunend.

Fouad war aufgefallen, dass die älteren den jüngeren Kindern in der Kita bei vielen Dingen helfen - und hatte damit einen wesentlichen Punkt des Konzeptes erkannt. "Wir haben hier Kinder von vier Monaten bis sechs Jahren, in altersgemischten Gruppen. Damit können gerade die älteren Einzelkinder so etwas wie eine Geschwisterrolle übernehmen", erklärte Kornelia Blosczyk.

So angetan Nico, Fouad und Daniel von ihrem Besuch in der Kita auch waren: Erzieher im Hauptberuf will momentan keiner von ihnen werden. Nico interessiert sich mehr für Informatik, Daniel würde später gerne etwa mit Autos machen, und Fouad träumt von einer Karriere als Fußballspieler. Aktuell kickt er bei Fortuna Düsseldorf.

(NGZ)
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