Dormagen Jungbauer setzt Tradition der Eltern fort

Dormagen · Johannes Kallen setzt auf Nachhaltigkeit beim Betrieb des Forsterhofs in Stürzelberg. Seine Schwester studiert Agrarwissenschaften.

Manchmal im Winter rufen ihn seine Freunde an und fragen: "Was machst Du jetzt eigentlich, Ihr habt doch grad keine Saison?" Johannes Kallen muss dann grinsen und erwidert: "Leute, der Betrieb hier läuft rund ums Jahr." Gemeinsam mit seinen Eltern Christine und Max-Josef Kallen führt der 30-Jährige den Forsterhof in Stürzelberg.

Kartoffeln, Spargel und Erdbeeren aus eigenem Anbau, dafür ist der Familienbetrieb bekannt. Dass er ihn in vierter Generation weiterführen würde, stand für den Jungbauern nie in Frage. "Seit dem Kindergarten habe ich immer die gleiche Antwort gegeben, wenn ich gefragt wurde, was ich werden will", lacht der stattliche Blonde, der Latzhose trägt, auch wenn seine Arbeit zumeist nicht mehr auf dem Feld stattfindet: "Das ist meine Gewohnheit und mein Naturell." Der Stürzelberger ist gelernter Landwirt, setzte danach den staatlich geprüften Agrarbetriebswirt drauf. "Das machen die meisten, die praktisch im Betrieb einsteigen", so Kallen.

Einen anderen Weg zum gleichen Ziel hat seine jüngere Schwester Helena (22) eingeschlagen. Sie studiert Agrarwissenschaften in Göttingen. Das Bachelor-Studium war breit gefächert. "Biologie, Chemie, VWL und BWL, Physik, von allem ist etwas dabei", zählt sie auf. Im aufbauenden Masterstudium spezialisieren sich die Agrarwissenschaftler je nach beruflicher Ausrichtung dann auf Schwerpunkte, etwa Nutztierwissenschaften oder Ressourcenmanagement.

Ein Blick in die Statistik zeigt: Die Agrarwissenschaften boomen. Im Wintersemester 2014/15 waren in Deutschland über 17.000 Studierende an deutschen Hochschulen dafür eingeschrieben, fast 5000 mehr als noch 2009/2010. Eine "heilende Entwicklung", findet Johannes Kallen, "wir brauchen gut ausgebildete Leute und bieten ihnen gute Perspektiven." Die Kallen GbR beschäftigt zehn feste Kräfte, zur Erntezeit zusätzlich 200 Saisonkräfte. Damit zählt der Forsterhof nach Einschätzung des Jungbauern zu den mittleren Betrieben.

In der großen Kartoffelhalle rattern das ganze Jahr über die Förderbänder, kleine Lieferwagen kommen und fahren, denn die Kallens beliefern dutzende Supermärkte im Direktvertrieb. Plastiktunnel überspannen die Erdbeerfelder, damit die Früchte schon im Mai reif sind. Für diese mitunter industriell anmutende Landwirtschaft hört Kallen auch Kritik. "Wissen Sie, die Leute, die vor hundert Jahren Landwirtschaft hatten, fanden das auch nicht idyllisch. Nur im Rückblick erscheint das so", entgegnet der Jungbauer und ergänzt: "Wir bedienen die Interessen der Verbraucher und greifen nur so weit in die Natur ein, wie wir müssen."

Eine weit gestellte Fruchtfolge, die Anlage von Schutzstreifen am Feldrand und eine Bienenzucht auf dem Forsterhof sind Maßnahmen zur Nachhaltigkeit. Schließlich soll auch die fünfte Generation, die im Mai erwartet wird, auf eigener Scholle wirtschaften können, wünscht sich der Stürzelberger Jungbauer Johannes Kallen: "Wir kratzen den gleichen Acker auf wie unsere Vorfahren vor 200 Jahren. Ich würde nirgends anders leben wollen."

(NGZ)
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