Dormagen Im Forschungs-Truck werden Schüler zu Wissenschaftlern

Dormagen · 120 Schüler der Sekundarschule, Gesamtschule und vom NGK experimentieren im Humboldt-Bayer-Mobil in Dormagen.

 Siebtklässler William und Hakeem im Humboldt-Bayer-Mobil.

Siebtklässler William und Hakeem im Humboldt-Bayer-Mobil.

Foto: LBer

"Das ist mal ein richtig cooler Schultag", sagt Alica. Gerade hat die Siebtklässlerin im Ultraschallgerät das Innere ihres rechten Armes begutachtet, Sehnen, Muskeln und Knochen, und dabei noch deren Namen - "Elle und Speiche? Noch nie gehört" - gelernt. Durch die Wärmebildkamera linsen, das menschliche Auge am Modell entdecken, den eigenen Puls finden und messen, diese Stationen stehen Alica noch bevor: Im 17 Meter langen Humboldt-Bayer-Mobil, einem zum Schülerlabor umgebauten Truck, der in dieser Woche auf dem Schulhof der Sekundarschule Station macht. Insgesamt 120 Jungen und Mädchen der Sekundar-, Gesamtschule und vom Norbert-Gymnasium haben dort Gelegenheit, wie Wissenschaftler zu experimentieren. Möglich macht's die Bayer Science und Education Foundation, die zum 100. Geburtstag des Chemie-Standorts Dormagen den Forschertruck an den Rhein holt.

"Für uns ist es Privileg und Auszeichnung, dass wir diese Möglichkeit bekommen haben", sagte Bettina Mazurek, Leiterin der Sekundarschule. So baut Johanna voller Konzentration die menschliche Wirbelsäule nebst ihren Stoßdämpfern nach - mit Knochen aus Karton und Bandscheiben, die sie aus Schaumgummi ausschneidet. "Die Bandscheiben sind wie Marsh Mellows, man kann sie zerdrücken", sagt sie lachend. Zwei Tische weiter tüfteln Hakeem und William über der Frage, warum eine Kerze verlischt, wenn sie ein Trinkglas darüber stülpen. "Das passiert, weil die Flamme dann keinen Sauerstoff mehr bekommt", mutmaßen beide unisono. Vermutung, Versuch und Erkenntnis - dieser naturwissenschaftliche Dreiklang bestimmt die vierstündige Unterrichtseinheit. Jeder Schüler dokumentiert seine Experimente im "Gesundheitsheft". Steffen Wagner von der Humboldt Universität betreut die 23 Schüler am Mittwoch mit mehreren Berliner Studenten. "Durch die Experimente erkennen die Jugendlichen, dass naturwissenschaftliche Vorgänge etwas mit ihnen selbst zu tun haben", sagt er. Für Chempark-Leiter Lars Friedrich ist die Entsendung des Humboldt-Bayer-Mobils "ein richtiges Zeichen der Bayer Foundation". Denn gerade im Dunstkreis des Chemparks brauche es qualifizierten Nachwuchs mit Begeisterung fürs Forschen. Die 7a der Sekundarschule genießt den außergewöhnlichen Unterricht. "Es ist schön für die Schüler, wenn mal jemand von außen kommt", weiß Klassenlehrerin Nicola Schuhmacher.

Beim Experiment zum Wärmeempfinden stehen drei Schüsseln mit unterschiedlich heißem Wasser bereit. Auch Bürgermeister Erik Lierenfeld hält die Hand hinein. "Im naturwissenschaftlichen Unterricht fehlt es leider oft an Möglichkeiten und Material", erinnert er sich an seine eigene Schulzeit: "Umso toller, dass Bayer die wissenschaftliche Neugier von Jugendlichen mit dem Forschertruck unterstützt."

(-fg)
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