Interview mit Sven Jungbeck "Ich bin kein perfekter Gitarrist"

Dormagen · Der Dormagener spielt solo, mit Band, auf Hochzeiten ebenso wie in Clubs - und mit dem Star-Gitarristen Joscho Stephan.

Herr Jungbeck, es war nicht ganz einfach, mit Ihnen einen Termin zu vereinbaren.
Sven Jungbeck (lacht) Stimmt. Tut mir leid, aber ich bin zurzeit viel unterwegs.

Ein gutes Zeichen...
Jungbeck Ja, es macht auch viel Spaß.

Erzählen Sie doch einmal, was Sie zurzeit musikalisch so treiben...
Jungbeck Ich war vor kurzem mit der Band "JJ & Acoustic Machine" am Gardasee, dann für einen Auftritt an der Seite des Weltklasse-Gitarristen Joscho Stephan in Portugal, beim Rock'n Roll Slam in Zons stand ich mit JJ& Acoustic Machine auch auf der Bühne.

Am Gardasee - klingt eher nach Urlaub, denn nach hartem Tournee-Stress.
Jungbeck Wir sind alles Freunde, und die Band ist unser aller Schätzchen. Wir machen - abgesehen von regulären Auftritten während des Jahres - einmal im Jahr einen "Straßenmusik-Urlaub". Wir spielen dann einfach drei, vier Mal am Tag an verschiedenen Orten in einer Stadt. Mit Verstärkern. Das lohnt sich finanziell manchmal mehr als der Auftritt in einem Club und macht mit der Truppe richtig viel Spaß.

Sie sind 33 Jahre alt, in Dormagen geboren, in Rheine aufgewachsen, wieder hierhin zurückgekehrt und suchen jetzt in der Domstadt eine Wohnung. Als was bezeichnen Sie sich beruflich?
Jungbeck Als freischaffender Musiker. Manchmal auch als Gitarrist.

Das haben Sie ja auch studiert.

Jungbeck. Genau. Ich wollte Musiker werden, seit ich zwölf Jahre alt war und habe nach dem Abi am BvA in Arnheim ein Musikstudium aufgenommen und das Konzert-Examen mit dem Abschluss "Bachelor of Music" abgelegt. Meine Oma, meine Mutter und viele Freunde, die Gitarre spielen, haben mich beeinflusst. Heute ist das ja bei Kindern und Jugendlich leider nicht mehr so verbreitet.

Was war Ihr persönliches Highlight bislang?
Jungbeck Sicher die Auftritte mit Joscho Stephan, der zu den zehn weltbesten Gitarristen gehört. Ich stand mit ihm auf der Bühne des Robert-Schumann-Saals in Düsseldorf vor über tausend Zuschauern. Davon träumt man...

Er spielt Gypsy-Swing, die Musik des legendären Django Reinhardt. Wie kam dieser Kontakt zustande?
Jungbeck Er hat für seine Band einen Rhythmus-Gitarristen gesucht und mich auf Youtube gesehen. Er rief mich einfach an und erwischte mich mitten im Gitarrenunterricht in der Musikschule.

Was hat er gesagt?
Jungbeck "Du spielst doch Gypsy Swing, dann kennst Du mich vielleicht..." Das war ein echt krasser Moment!

Wo ordnen Sie sich eigentlich musikalisch ein?
Jungbeck Ich bin schon auf Gypsy-Swing spezialisiert. Dazu Finger-Style-Gitarre, also Finger-Picking. Bei JJ&Acoustic Machine ist es dann die Richtung Blue Grass auf der Slide-Gitarre.

Haben Sie Vorbilder?
Jungbeck (überlegt lange) Natürlich Django Reinhardt, dann Tommy Emmanuel und Paul McCartney, der größte Songschreiber unserer Zeit.

Solo-Konzerte, im Duett mit ihrer Lebensgefährtin Clara, JJ & Acoustic Machine, Joscho Stephan - wo liegt Ihr Schwerpunkt?
Jungbeck Alles was ich mache, macht mir Spaß. Ich spiele nicht nur des Geldes wegen.

Was machen die CD-Projekte?
Jungbeck Im Dezember erscheint eine CD von Joshua Stephan mit einem Weihnachtskonzert, auf der ich mitspiele.

Sind Sie der beste Gitarrist von Dormagen?
Jungbeck (lacht) Das kann man so nicht sagen. Ich kenne auch nicht alle.

Müssen Sie mit einem Bachelor of Music in der Tasche noch üben?
Jungbneck Auf jeden Fall. Ich bin nicht perfekt, da ist noch Luft nach oben. Ich bin kein Super-Virtuose. Aber ich benötige mehr Input für weniger Output - die Können-Kurve wird flacher.

Gibt es eine Musikrichtung, mit der Sie nichts anfangen können?
Jungbeck Mit elektronischer Dance-Music tue ich mich schwer. Ich bevorzuge hausgemachte Musik. Ich bin auch kein Radiohörer, dort fehlt mir im Unterschied zu anderen Ländern die Vielfalt.

(NGZ)
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