Dormagen "Himlische Cantorey" würdigt Musik der Luther-Zeit

Dormagen · Wenn die "Himlische Cantorey" angekündigt ist, kann der Musikfreund stets mit Außergewöhnlichem rechnen. Das liegt einmal an der nicht alltäglichen Besetzung mit Sopran (Veronika Winter), Altus (Henning Voss) Tenor (Jan Kobow), Georg Poplutz (Tenor mit baritonalen Ambitionen) und Ralf Grobe (Bass) - zum anderen an ambitionierten, nicht dem Mainstream huldigenden Programmen.

 Die "Himlische Cantorey" gastierte in der Klosterbasilika Knechtsteden beim Festival Alte Musik.

Die "Himlische Cantorey" gastierte in der Klosterbasilika Knechtsteden beim Festival Alte Musik.

Foto: Ensemble

Für seine Vortragsfolge im Rahmen der "Festlichen Tage Alter Musik" in der gut zur Hälfte gefüllten Basilika Knechtsteden hatte das solistische Vokalensemble, das bereits seit 1995 besteht und bei renommierten Festivals ein gern gehörter Gast ist, Musik von Martin Luther, seinen Weggefährten und Lieblingskomponisten ausgesucht. Heinrich Finck, Ludwig Senfl, Caspar Othmayr oder Johannes Ockeghem waren ebenso vertreten wie Josquin Desprez und Pierre de la Rue. Eine lutherische Messe - also in deutscher Sprache - mit den Ordinariumsteilen (Kyrie - Gloria - Credo -Sanctus-Benedictus und Agnus Dei) wurde umrahmt von passenden geistlichen Gesängen - statt einer Predigt erklangen auch einige weltliche Chorsätze. Nicht fehlen durfte das "Vater unser" (eine besonders klangvolle fünfstimmige Motette von Johann Walter, einem Unterstützer Luthers beim Harmonisieren der von ihm komponierten Lieder) und ein eindringliches "Verleih' uns Frieden gnädiglich", ebenfalls von Walter. Begleitet wurde das Ensemble von Michael Freimuth, Laute (das Instrument, das auch Luther beherrschte) und Gregor Hollmann an der Truhenorgel.

Die Mitglieder der "Himlischen Cantorey" leiten ihren Namen von einer im Jahre 1604 erschienenen Psalmensammlung ab und sehen die Vorstellung der im Himmel musizierenden Engel auch als ihr Programm und ihre Inspiration. Das tun sie weitgehend zu Recht, vor allem, was die klare Strukturierung und die untadelige Intonation betrifft - ganz gleich, ob sie als Quintett oder in noch kleinerer Besetzung singen. Lediglich Jan Kobow störte, wenn er mit einer Nebenstimme betraut war, gelegentlich durch allzu starke Tongebung die ansonsten mustergültige Homogenität.

Das Publikum lauschte gebannt diesem Konzert, das glücklicherweise ohne Pause stattfand und wurde für ausdauernden Beifall mit einer feinen Zugabe belohnt.

(oeh)
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