Dormagen Herrlich böse Hiebe fürs Finanzamt

Dormagen · Trio "Frauen an der Steuer" überzeugt beim Knechtstedener Theatersommer.

 Die "Frauen an der Steuer" nahmen kein Blatt vor den Mund: (v.l.) Judith Jakob, Stephanie Theiß und Melanie Haupt

Die "Frauen an der Steuer" nahmen kein Blatt vor den Mund: (v.l.) Judith Jakob, Stephanie Theiß und Melanie Haupt

Foto: Kulturbüro

Dass das Finanzamt einen Vogel hat, räumte es schon vor etlichen Jahren ein, als es die damals eingeführte, elektronische Steuererklärung mit dem sinnigen Namen "Elster" versah. Besserung ist auch dadurch nicht in Sicht, wie Stephanie Theiß und ihre beiden in Dormagen aus dem "Prosecco-Pack"-Ensemble bekannten Mitstreiterinnen Melanie Haupt und Judith Jakob jetzt beim Theatersommer überaus unterhaltsam demonstrierten.

Beim Gang durch den Dschungel des Steuersystems entpuppt sich die Frage nach rechtem Weg oder linker Tour schon bald als Schein-Alternative: Wem das Schwarzgeld fehlt, sich von der Steuervermeidungsindustrie Schneisen durch das Dickicht schlagen zu lassen, mag mit der linken Tour liebäugeln. Am Ende erwischt es ihn dann doch, wie die "Frauen an der Steuer" am Beispiel der drei Freundinnen Marlies, Karo und Ilona in skurrilen Dialogen und schrägen Gesangseinlagen zeigen. Das Trio scheint sich mit einem Fischimbiss unter Haifischen zu bewegen und scheitert nicht zuletzt an astronomischen Nachforderungen des Finanzamts. Vor ausverkauftem Haus präsentierten Theiß, Jakob und Haupt auch ein Filetstück des Steuerrechts. Die Rede ist von der "Verböserung", die bei Widersprüchen gegen Behördenbescheide verboten ist. Nicht so im Steuerrecht, wie die drei Neu-Unternehmerinnen erfahren müssen: Auf ihren Einspruch gegen den Steuerbescheid antwortet das Finanzamt mit einer "Androhung auf Verböserung": Eine erneute Überprüfung könnte leicht dazu führen, dass noch mehr Steuern zu zahlen seien. Wo jede unternehmerische Kreativität im Keim erstickt wird, bleibt keine andere Möglichkeit, als den Laden dichtzumachen, wobei es für die Damen zumindest private Happy-Ends gibt.

Schade: Trotz des mit vielen Einsichten aufwartenden, kurzweiligen Programms ist nicht damit zu rechnen, dass die Eintrittskarten für die "Frauen an der Steuer" von letzterer abgesetzt werden können.

(S.M.)
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