Dormagen Großer Jubel für Brahms' Requiem

Dormagen · Das Publikum honoriert bewegende und großartige Aufführung in der Christuskirche.

 Kantorei, Solisten und Mitglieder derDüsseldorfer Symphoniker boten in der Christuskirche ein begeisterndes Konzert. Foto: G. Salzburg

Kantorei, Solisten und Mitglieder derDüsseldorfer Symphoniker boten in der Christuskirche ein begeisterndes Konzert. Foto: G. Salzburg

Foto: Georg Salzburg

Die Evangelische Kantorei Dormagen hat am Sonntag gemeinsam mit Solisten und Mitgliedern der Düsseldorfer Symphoniker in der Christuskirche ein Werk aufgeführt, das den Komponisten Johannes Brahms auf einen Schlag berühmt gemacht hat: Ein deutsches Requiem. Mit Fug und Recht ist zu sagen: Es war eine großartige und bewegende Aufführung.

Was würde es jetzt bringen, gelehrte musikwissenschaftliche Theorien und historische Einordnungen heranzuziehen, selbst wenn sie große Kennerschaft bewiesen? Nicht viel. Nein, bei dieser Musik ist die Wirkung tatsächlich alles. Welche Effekte haben Klänge von abwechselnder Sensibilität, Wucht, Gewalt und letztlich Trost?

Was sogar bei Konzerten dieses Formats nicht so oft eintritt, trug sich nach einer Stunde in der Christuskirche zu: Nach dem im Programm mit VII nummerierten bewegenden "Feierlich" blieb es eine geziemende Weile ganz still. Dann brach der Beifall los und wollte kein Ende nehmen. Beides spricht für das aufnahmebereite und tief berührte Publikum. Die vorzügliche Akustik des Raums trug das Ihre dazu bei. Das Ereignis, dies ist im höchsten Maße anerkennend zu verstehen, hatte etwas von Lesung und Predigt zugleich. Die grandiose Musik bildete die Klammer und stand auch für sich glänzend da. Alles zusammen war schlicht selbsterklärend. "Dieses Werk ist für die Lebenden bestimmt", so hieß es in der Ankündigung. Ein Perspektivwechsel sei zu erleben, bei dem nicht der Jammer über das Sterben vertrauter Menschen im Mittelpunkt stehe, sondern die Not der Hinterbliebenen, damit umzugehen. "Kein gewöhnliches Requiem", also keine Totenfeier, sondern "die Gegenüberstellung von Vergänglichkeit und Ewigkeitshoffnung." Das sind starke Worte, die Aufgeschlossenheit und Glauben einfordern.

Bei den biblischen Textstellen hatte dankenswerterweise altes Deutsch den Vorzug vor den derzeit bei Übersetzungen grassierenden Modernitätsanstrengungen erhalten. Beispiel: "Das Gras ist verdorret und die Blumen abgefallen." Oder: "Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit." Würde beides deklamiert, klänge es bereits wie Musik. Die famose Evangelische Kantorei Dormagen, Mitglieder der Düsseldorfer Symphoniker, die brillanten Solisten Elisa Rabanus (Sopran) und Achim Hoffmann (Bariton) veredelten die imposante Altarszene. Und Dirigent Udo Flaskamp? Er leitete souverän mit einer in sich ruhenden Sicherheit, die den großen Könner ausweist.

Clara Schumann hat zu dem 1868 uraufgeführten Werk geschrieben: "Der tiefe Ernst, vereint mit all dem Zauber der Poesie, wirkt ganz wunderbar, erschütternd und besänftigend." Mit Brahms sollten wir uns trösten mit dem, woran er glaubte: Liebe ist die erlösende Macht.

(NGZ)
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